■ Urdrüs wahre Kolumne
: Die Wandernadel für Koschnik!

Während der Normalbürger nach Feierabend zusehen muß, in welchem Container er mit seinen ausgelatschten Schuhen bleibt, können Promis ihre verpilzten Uralttreter jetzt zugunsten der Aidshilfe entsorgen: Am 31.August wird derlei Restmüll im Hamburger Hanseviertel versteigert. Im Angebot sind u.a. Pumps von Inge Meysel, Wörlshofener Fußbett-Sandalen vom Bundeskanzler und Fallschirmspringerstiefel des großen Staatsmannes Jürgen Mümmelmann. Diese abgefuckte Form der Häme sollte nun wirklich den letzten Lümmel dazu bewegen, nur noch mit Tüte zu spucken!

Engagierte Debatte in der Kneipe über die Pläne, künftig auf Lottogewinne eine Lottosteuer zu erheben: „Wenn ich da gewinnen täte, sagenwa mal ne halbe Million, dann kauf ich mir als erstes eine Kalaschnikow vom Polenmarkt, und wenn dann das Finanzamt kommt, dann durchsieb ich die wie Schifferscheiße.“ Man achte bitte auf die ambitionierte Wahl des literarischen Bildes, nehme aber auch das Inhaltliche todernst...

Ja, hätte Bremen nicht so lange gezögert, schon heute könnten hanseatische Kraftprotze am Look-alike-Wettbewerb der CINEMAXX-Gruppe für Doppelgänger von Arnold Schwarzeneg ger teilnehmen, der heute bundesweit zur Preview des neuen Arnie-Thrillers „Eraser“ durchgeführt wird. Verpaßte Chancen überall, und Schuld ist sicher auch diesmal wieder die Wirtschaftsförde rungsgesellschaft oder der ADAC. Hoffentlich klärt das ein parlamentarischer Untersuchungsausschuß!

Kaum eine Woche vergeht, da nicht Hans Koschnik als der gute Mensch von Bremen und Mostar irgendwo, und dies mit allerbestem Recht, geehrt wird. Eine Ehrung aber dürfte dieser Tage fällig werden, für die Genosse K. nicht nur silbenschluckende Beredsamkeit und allseitiges Stehvermögen investiert hat, sondern auch erhebliche Mengen Bargeld: Glaubwürdigen Hochrechnungen aus dem Bekanntenkreis zufolge verbringen Hans und Christine in diesem Jahr zum 25. Mal in Folge ihren Sommerurlaub in Bad Karlshafen an der Weser, und da müßte es eigentlich die Silberne Wandernadel des Fremdenverkehrsverbandes Weser-Soling geben. Glückwunsch! Tusch! Applaus! Bremer kommen immer gut an...

Vermutlich ist ein Bremer Theatermann, der den Frust mit der ehemaligen Blockflötensolistin Friedegunde Kahrs leid ist und dieser Tage in der ZEIT seine Dienste zwischen pferdestehlenden Mädchenfrauen (in Jeans und Abendkleid zu Hause) mit diesen Worten anpreist: „Regisseur vor der Pensionierung sucht aufgrund seiner perfekten Ausbildung Position als Butler in niveauvollem Villenhaushalt.“ Da ausdrücklich nur seriöse Angebote erbeten sind, können sich Mitglieder der Bürgerwehren von Schwachhausen und Oberneuland das Porto sparen.

Was nun die Zerdepperung einer Schaufensterscheibe beim punkfreundlichen Modenhaus Rehme am Siewalleck betrifft, so liegt mir inzwischen von Augenzeugen eine glaubwürdige Personenbeschreibung des Täters vor: Leger-grüne Kleidung im Overall-Stil, eine Art von Motorradhelm auf dem Kopf, gepflegter Schnauzbart und Goldkettchen um den Hals. Motiv: Diskreditierung der Bunten (Neid?) und Enttäuschung darüber, daß die Ex jetzt ein Verhältnis mit dem Sparkassenangestellten hat.

Unter uns libertären Monarchisten ist die Zeitschrift „Heim und Welt“ sozusagen Pflichtlektüre. Und so wollen wir der liebenswerten Leserin dieser Zeilen das folgende Zitat „aus der Welt des Adels“ nicht vorenthalten: "Als Kira von Preußen nach St. Petersburg kam, wo die Wiege ihrer Mutter, Großfürstin Kira stand, war sie entsetzt über die Not der Menschen. Seitdem lädt sie russische Kinder auf die Burg Hohenzollern. Dort gibt es für die jungen Gäste oft zum ersten Mal im Leben Schokolade, Bananen, Cola und eine echte Prinzessin (53) zum Anfassen.“ Und nach dem Grapschen eine Partie Russisches Roulette mit Kira am Kamin mit der protzigen Lenin-Gesamtausgabe.

Ulrich Reineking- Wesergold