Muß ja weitergehen

■ Damian Harris verliert in Bad Company das Interesse an seinen Hauptdarstellern Ellen Barkin und Laurence Fishburne

Was kann interessant werden daran, 1995 wieder auf Elemente des film noire der 40er Jahre zurückzukommen? Legt man Bad Company von Damian Harris zugrunde, fällt eine Antwort leicht: gar nichts! Dabei könnte der Reiz nicht zuletzt darin bestehen, gerade jetzt der augenblicklichen Renaissance von straff und patriarchal organisierten Familien als Orientierung im Mainstreamkino über die Auseinandersetzung mit film noire etwas entgegenzusetzen. Wie beispielsweise Peter Medak, der gerade ein halbes Jahr zuvor in seiner film noire-Adaption Romeo Is Bleeding das Genre selbst, dessen Rollenkonstruktionen und vor allem die Funktion der berüchtigten femme fatale zu seinem eigentlichen Thema machte.

Damian Harris ist das alles völlig egal. Laurence Fishburne und Ellen Barkin spielen in Bad Company ein klassisch böses Pärchen, das gemeinsam versucht, ihren Boß, den Inhaber der Bad Company, zu erledigen, um im Duett seine Position zu übernehmen. Der traditionelle film noire legt eine Liaison des Opfers mit der von Ellen Barkin verkörperten femme fatale nahe, und darum hat Larry Fishburne dann auch als ihr neuer Liebhaber gleich ein dopeltes Interesse daran, seinen Chef über den Jordan zu schicken. Daß zudem diese Bad Company nichts anderes ist als eine Art privates Spionage-Unternehmen, das auch noch von der CIA observiert wird, soll den Clou der Spannungsgarantie bilden.

Was jedoch das Drehbuch auch immer an noch so mörderischen Verwicklungen bereithalten mag, wenn in Bad Company Ängste spürbar werden, dann höchstens die der Verantwortlichen vor Leerlauf und Durchhängern. Zusehends überfordern die verschiedenen Konflikte den Regisseur Damian Harris, dem bis zur letzten Minute nicht einmal klar zu sein scheint, was ihn denn an dem ganzen Kram überhaupt interessieren könnte.

Extrem gleichgültig sind ihm vor allem Laurence Fishburne und Ellen Barkin. Die Spannung zwischen beiden und gerade die Entwicklung des Charakters der weiblichen Hauptfigur, die größte Chance von Bad Company, all das fällt seinem dumpfen Desinteresse zum Opfer. Die Personen, ihre Interessen und Konflikte werden zwangsläufig als bloßen Sukzession der Geschichte heruntergespielt. Derart losgelöst von ihren Charakteren formieren sie nur noch das blanke Konstruktionsgestell eines lebloses Sex and Crime-Gerippe, zusammengehalten durch eine Bewegung, die so gespenstisch wie langweilig bleibt. Es geht weiter, weil es eben muß. Jan Distelmeyer