Hafenstraße: Wer macht das Rennen?

■ Verkauf soll zum Sommer stehen / Genossenschaft auch im Gespräch Von Sannah Koch

Bis zum Juni soll eine Lösung für die Hafenstraße stehen – „danach werden sich die Chancen drastisch verringern“, so schätzte Stadtentwicklungssenator Thomas Mirow gestern gegenüber der taz die „Stimmungslage in der Stadt“ ein. In die Gespräche um die Privatisierung der Häuser sei Bewegung gekommen. „Eine Prognose darüber, wie's ausgehen wird“, so Mirow, „wage ich aber noch nicht.“

Zu den Kaufinteressenten zählt mittlerweile die Genossenschaft St. Pauli Hafenstraße, in der auch Bewohner der Hafenstraße Mitglied sind. Sie ist deswegen nach Mirows Einschätzung die Kandidatin, die am Hafenrand die größte Akzeptanz genießt. Und die, so der Senator, solle nach dem Willen der Bürgerschaft beim Verkauf auch berücksichtigt werden.

Allerdings gehen ihm Formulierungen wie: die Gespräche mit der Genossenschaft „liefen gut“, doch zu weit. „Man spricht miteinander, und es geht voran“, so will er es lieber ausgedrückt wissen. Positives Ergebnis der Kontaktaufnahme sei, daß jetzt zügig ein Gutachten über die Sanierungskosten der Häuser erstellt werden könne. Als ein Haupthindernis, das einer Genossenschaftslösung im Wege stehe, bezeichnete Mirow jedoch die „rechtlichen Hürden“ dieser Rechtsform. In ihrer jetzigen Konstruktion komme die Genossenschaft jedenfalls nicht als Eigentümerin in Frage.

Weiterhin im Rennen ist auch der Hamburger Rechtsanwalt Hans-Jochen Waitz. „Ich bin guten Mutes, daß wir die Sache zu einem guten Ende bringen werden“, erklärte er gestern auf Nachfrage. Er finde erfreulich, daß nun auch mit der Genossenschaft gesprochen werde. Eine Lösung mit ihr fände er am vernüftigsten – „dann würde ich gerne mein Pferd aus dem Rennen nehmen“, so Waitz.

In die Debatte versuchen sich derzeit der Verleger und grüne Politiker Jo Müller und St. Nikolai-Förderer Ivar Buterfas zu bringen. Nicht der Hafenstraße, aber der Genossenschaft haben die beiden ihre Ideen bereits nahegebracht. Danach sollen Mieten und Sanierung der Altbauten durch eine lukrative Bebauung der verbliebenen Lücken finanziert werden. Gedacht ist neben Wohnungen an moderne, ökologische Dienstleistungsunternehmen. Im Gegenzug sollen die jetzigen BewohnerInnen Miteigentümer werden und ihre Häuser selber verwalten. Auf viel Gegenliebe dürfte Müller mit seiner Idee in St.Pauli aber nicht stoßen. Schon im Streit um die Bebauung der Baulücke-Ost hatten An- und Bewohner deutlich gemacht, daß sie bei weiteren Baumaßnahmen eine Mitsprache fordern und hohen Wert auf soziale Einrichtungen legen.

Müller will aber nicht gegen den Willen der Hafenstraßenbewohner antreten: Auch er will zurückziehen, wenn die Genossenschaft als Eigentümerin vom Senat akzeptiert wird.