Innovazionsschub

Wer kommt heute schon ganz früh an mein' Kiosk? Jungunternehmer Aschler, der berufsmäßig Tischörts mit Slogans oder mit Promi-Köppe bedruckt! (Aber das ist immer –ne Zitterpartie, welche Köppe gehn und welche nicht. Zun Beispiel warn Bertie Vogts und Domenica die absoluten Verkaufsknüller, aber auf Herr Voscherau und Krista Sager ist er sitzengeblieben.) Wie gesagt, dieser risikofreudige Herr Aschler glitscht heute an meine Luke und verlangt: „Einmal –Niederländisch leicht gemacht. In 10 übersichtlichen Lektionen für den deutschen Touristen“. „Hab ich nicht in' Angebot“, sag ich, „aber nu erzähln Sie mal, warum Sie auf Ihre alten Tage noch Holländisch lern' wolln!“ „Muß ich Ihn' die Gründe ausführlich mitteilen?“ grient er, „man kommt sich ja vor wie bei –ne bayrische PRO FAMILIA!“ Und denn rückt er damit raus, daß er sich –ne bankrotte Privatbusfirma ganz billig gegrabscht hat. „Ojeh“, stöhn ich, „nu komm' Sie bloß nicht mit Ausflugsfahrten zur holländischen Tulpenblüte, wo man als Ausgleich in –ne Käsefabrik reinriechen kann, und hinterher singt der ehemalige Heintje sein ,Mamaatschi'! Auf diesen Markt drängeln sich doch schon –n paar Dutzend Buslinien! Und bei de Tourn zu de vollautomatisierte Fabrik vonne handgemachte Delfter Kacheln ist das noch schlimmer.“ Und er: „Nein, nein, mit diesen verstaubten Klopsen hab ich nichts am Hut...“, und hat mir denn vonne neuesten juristischen Reform' in Bayern erzählt. Wenn da unten nämlich –ne Frau in annern Umstände medizinisch abbrechen lassen will, denn muß sie neuerdings vor sonne Art Inquisizion in Form von eine lederartige Nonne erschein– und bis inne letzte Einzelheiten erklärn, WARUM sie so was vorhat. Das läuft denn z.B. so ab, daß die Nonne sagt: „Du willst also wirklich das unschuldige Wesen, das dir der liebe Gott anvertraut hat und das du jetzt unter dem Herzen trägst, töten? Dann erklär mir bitte NOCH EINMAL, warum du dein Kindlein ermorden willst!“ Undsoweiterundsofort. Und bayrische Ärzte dürfen von jetzt an bloß noch 25 Prozent von ihrn Einkomm' durch Abbrüche finanziern, sonst werden sie angezeigt und öffentlich auffen Marktplatz an ein' Pfahl gekettet mitten Schild um' Hals, daß sie Mörder sind und geldgierig dazu. Klar, daß das die Ärzte überzeugt hat, und habn sie versprochen, bloß noch Blinddärme rauszunehm', die ja keine unsterbliche Seele habn. Darum also die Fahrten nach Holland, wo keiner nach irgendwelche Mordmotive fragt und Ärzte und Schwestern sich sowieso bloß um die Frau kümmern. Und das auch noch auf Holländisch, was sich ja total knudelig anhört... Jedenfalls glaubt Herr Aschler, daß er mit seine Busfahrten auf –ne echte Goldmine stoßen wird. Und wer zuerst kommt, sichert sich de größten Marktanteile.