Pause im Tadič-Prozeß

■ Vernehmung der Belastungszeugen abgeschlossen. Beweislage dürftig

Den Haag (dpa) – Der Prozeß gegen den Serben Dusko Tadič vor dem UN-Kriegsverbrecher- Tribunal in Den Haag ist auf Wunsch der Verteidigung bis zum 10. September unterbrochen worden. Wie eine Sprecherin des Gerichts gestern mitteilte, wurde die Vernehmung der Belastungszeugen am Donnerstag abend abgeschlossen. Im September soll mit der Befragung der Entlastungszeugen begonnen werden, zum Teil über eine Videoverbindung mit Bosnien. Manche Zeugen sind nicht bereit, selbst nach Den Haag zu kommen.

Der Prozeß gegen Tadič, das erste Verfahren vor dem Den Haager Tribunal für Exjugoslawien, hatte am 7. Mai begonnen. Der ehemalige Cafébesitzer ist angeklagt, 1992 in drei serbischen Gefangenenlagern in Bosnien mindestens 30 muslimische und kroatische Zivilisten ermordet zu haben. Außerdem werden ihm Folter und Vergewaltigung zur Last gelegt. Tadič beteuert seine Unschuld.

In den vergangenen Wochen war Tadič unter anderem von dem Muslim Nihad Seferović belastet worden. Dieser sagte vor dem Gericht aus, er habe gesehen, wie Tadič in dem Dorf Kozarac einem zuvor von Serben umstellten Muslim die Kehle durchgeschnitten habe. Der 31jährige Edin Mrkalj berichtete, Tadič habe ihm den Lauf eines Maschinengewehrs in den Mund gestoßen und ihn dann zusammen mit anderen bewußtlos geschlagen. Ein anderer Zeuge schilderte, wie Tadič im Lager Omarska einen Gefangenen ausgewählt habe, der danach zu Tode gefoltert worden sei.

Die meisten Zeugen hatten Tadič bei den zur Last gelegten Verbrechen jedoch nicht selbst gesehen. So konnte die Anklage keine Beweise für den Vorwurf erbringen, Tadič habe einen Häftling gezwungen, einem anderen die Hoden abzubeißen. Hauptverteidiger Michail Wladimiroff will deshalb beantragen, diesen und andere Anklagepunkte fallen zu lassen.