Ökosiegel soll Holzfäller fördern

■ Expertentagung in Bonn will Verkauf von Tropenholz wieder ankurbeln

Berlin (taz) – 60 Experten aus 25 Ländern berieten bis gestern in Bonn über den internationalen Holzhandel und wie mensch gutes von bösem Holz unterscheiden kann. „Gut“ heißt hier, Bäume werden in einer für den Wald einigermaßen verträglichen Form geschlagen, verarbeitet und transportiert. Eingeladen nach Bonn hatte nicht etwa das Umwelt- oder das Entwicklungs-, sondern das Wirtschaftsminsterium (BMWi). Mitinitiator war auch das Tropenholzexportland Indonesien.

„Für die Bundesregierung soll ein Ökosiegel vor allem den Verkauf von Tropenholz födern“, folgert denn auch Christoph Meyer, der Tropenwaldexperte von Robin Wood. Nach seiner Meinung wird das schon an der Tagungsordnung klar: Zuerst ging es um eine Marktförderung, dann darum, ob sich eine Zertifizierung mit dem Prinzip des freien Welthandels verträgt. Eine Studie des BMWi untersuchte, ob Ökosiegel die Verkaufszahlen von Tropenholz wieder ankurbeln können. Wenn auf allen Hölzern künftig ein Label klebt, daß der Baum umweltverträglich gefällt wurde, könnten die VerbraucherInnen wieder umschwenken. Durch die Aufrufe zum Tropenholzboykott hat sich der Holzhandel von Ländern wie Indonesien mit Europa verlangsamt. Auch der Geschmackswechsel vom direkten Protz einer Mahagonischrankwand hin zu dezenterer Angabe war nicht förderlich für den Umsatz.

Wenigstens einen positiven Effekt kann Robin-Wood-Meyer den Verhandlungen abgewinnen: „Die internationalen Organisationen machen sich durch das Ökosiegel erstmals Gedanken, wie es in den jeweiligen Wäldern eigentlich aussehen soll.“ Regierungen und Holzhändler wendeten sich der Zertifizierung zu, weil sie damit die eigentlichen Probleme übergehen wollten: „Die Landrechte der eigentlichen Waldbewohner in den Tropenländern werden oft mißachtet“, so Christoph Meyer. Konzessionen für den Holzeinschlag werden fast immer ohne die Menschen vor Ort vergeben. Sehr schwierig ist auch die Überwachung des Holzes vom Absägen bis zum Baumarkt. So sagte der indonesische Forstminister Djamaluddin schon mehrmals in dortigen Zeitungen, daß der illegale und damit unkontrollierte Holzeinschlag in seinem Land „ein kritisches Level“ erreicht habe. Weil die Einhaltung umweltverträglicher Kriterien bei der Waldnutzung auf fremden Kontinenten derzeit nicht funktioniert, haben BUND, Greenpeace und Robin Wood letzte Woche ein Gütesiegel vorgestellt, mit dem ab dem nächsten Jahr deutsches Holz aus ökologischer Waldwirtschaft ausgezeichnet werden soll. rem