Mit Karin Tillmann auf Du und Du
: Sanitärkunst

■ Eine Lilienthaler Zahntechnikerin baut Klos und Badewannen um

Karin Tillmanns' Leidenschaft ist das Baden. In der Wanne zu liegen und zu „schmökern“ – das ist für die Mutter von zwei Kindern ein Hochgenuß, den sie sich sowohl mit als auch ohne Wasser bereiten kann. Im Wohnzimmer ihres Hauses in Lilienthal steht eine Email-Wanne, handwerklich geschickt umgestaltet in ein elegantes Sitz- und Liegesofa mit alten Armaturen am „Fußende“. Die ehemals ramponierte Wanne ist nun schwarz lackiert, weich dekoriert mit orangefarbenen und blauen Polstern.

Vor zwei Jahren war der gelernten Zahntechnikerin das ganz normale Baden nicht mehr kreativ genug. „Das Alltägliche mochte ich noch nie so besonders“, sagt sie und begründet so ihr ungewöhnliches Hobby. Mit Bohrmaschine, Tacker für Möbelstoffe, Heißklebepistole und Flexmaschine bearbeitet sie seitdem nicht nur Wannen, sondern auch Toiletten, „verzaubert“ sie zu Sitzgelegenheiten. Neben der kuscheligen Wohnzimmerwanne stehen drei bunte Klos, bauchige und schlanke mit komfortabler Sitzfläche und hohen Rückenlehnen.

Derzeit bearbeitet die „Sanitärkünstlerin“ Zinkschüsseln, in denen früher Kinder gewaschen wurden. Aus ihnen sollen einmal gemütliche Sessel werden. Im Garten wartet eine leicht vergammelte gußeiserne Wanne, eine ehemalige Tränke für Kühe. „Das wird einmal ein zweisitziges Kuhsofa – mit Euter.“ Die Tränke war als Sperrmüll in einer Straße in Bremen abgestellt. „Als ich sie sah, schrie sie förmlich: Nimm mich mit“, erzählt die Hausfrau lachend.

Die Klos kauft sich Karin Tillmanns in Sanitärgeschäften. „Da hat sich wohl schon mancher insgeheim gefragt, ob ich noch ganz richtig im Kopf bin und wozu ich so viele Toiletten brauche.“ Die alten Armaturen für ihre „vermöbelten“ Wannen sucht sie auf Flohmärkten. „Bis zu 200 Mark muß man dafür hinlegen.“ Für die Umgestaltung einer Wanne braucht sie rund zwei Wochen. Mit 400 bis 500 Mark reißt das Material, das sie verarbeitet, „ein ziemliches Loch in die Kasse“.

Aber die Verschönerung und Zweckentfremdung sanitärer Einrichtungen ist nicht das einzige Talent der innenarchitektonisch begabten Lilienthalerin. Sie näht ihre Kleidung selbst, bastelt Masken und dekoriert ihre Wände. Derzeit benötigt sie ein paar elegante Beine und schlanke Arme – von Schaufensterpuppen – als „verlockenden Wandschmuck“. dpa