Ein Bischof geht surfen

■ „Schick dem Bischof Deine Mail“ – im Internet unter www.evlka.de.

www.evlka.de. Eine schwarze Oberfläche erscheint, darüber schwappt eine grün-blaue Teilchenmasse. „Was Gott zusammenfügt, soll der Mensch nicht scheiden“ – provokativ prangt die Monatslosung ins Auge. Dann: „Neu“ – und klick – endlich ein lächelndes Gesicht: Der Landesbischof. Und der ruft dazu auf: „Schick dem Bischof Deine Mail“. Wissen will Horst Hirschler per e-Mail von Kirchenfernen, ihr Nahestehenden, passionierten Internet-Usern und Gelegenheits-Surfern, ob unsere Gesellschaft christlichen Glauben braucht. „Wir müssen in Systemen, wo Menschen kommunizieren, mit unserer Botschaft dazwischen sein.“

Das Internet-Angebot der Landeskirche Hannovers ist sicher gewöhnungsbedürftig. Im November vergangenen Jahres wurden die ersten Seiten eingerichtet. Das schwarze, provozierende Outfit existiert seit Mai. Christian Hartmann, Internet-Beauftragter der Landeskirche, ist jedoch überzeugt: Verzeichnete er am Jahresanfang monatlich rund 4.000 Zugriffe auf seine Seiten, waren es im Juni bereits 10.000. „Der Surfer soll gleich sehen: Hier ist jemand anderes“, erläuterte er. Nicht ein „durchgestyltes, formales Angebot“ soll den Nutzer ansprechen, sondern Inhalte.

Der User muß sich mit den Seiten auch beschäftigen wollen. Die Homepage präsentiert kein griffiges Menu, sondern nur wenige Stichworte. „Wegweiser“ ist eine Möglichkeit. Wer sich die Mühe macht, dem Pfad zu folgen, entdeckt viel: Programme der Evangelischen Akademie Loccum, Texte vom Bischof, christliche Mailboxen, kirchliche Themen auf anderen Servern. Wer die hervorstechende Losung anklickt, erhält Besinnliches zum Thema von Pastoren des Landes.

„Ich fahre gerne Auto, also surfe ich auch gerne im Internet“, bekannte Hirschler. Ein Rechner steht bereits in seinem Büro, nun wartet er auf Mail. Jede will er persönlich zur Kenntnis nehmen und beantworten. „Brauchen wir den christlichen Glauben – diese Frage interessiert doch alle am meisten“, meinte Hirschler. 1.000 Mark pro Monat läßt sich die Landeskirche ihr Internet-Angebot kosten.

Vorreiter in Sachen Internet war die bayerische Landeskirche. Mittlerweile sind neben der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Nordelbien, Baden-Württemberg, Hessen-Nassau, die Kirchenprovinz Sachsen und die badische Landeskirche mit eigenen Seiten vertreten. Auf der Cebit-Home ist ein gemeinsamer Stand geplant. „Church-Surf“ und „Online-Chatting“ lauten einige Angebote. Und wer sich mit der Landeskirche Hannovers nicht anfreunden kann, kommt dann sicher auf seine Kosten: Die Cebit-Home-Seiten sind rosa-rot, voll kleiner Engel und schöner Symbole.

Claudia Utermann, dpa