: 12-Zoller aus Hamburg
Roman IV: Algo / One In A Billion: Thanks A Lot / Hans Nieswandt: That's Too Much / A Subtle Tease: A-Miss-A-Peak / Whirlpool Productions: The Cold Song
(alle Ladomat/Rough Trade)
Einige Schlaumeier glauben, man müsse sich mit House-Musik nicht mehr beschäftigen, spätestens seitdem der Szene-Held Todd Terry das Zombie-Duo Everything But The Girl wieder zum Leben erweckt hat. Unfug! Daß es weiterhin anregende Entwicklungen gibt, dokumentiert zum Beispiel das auf die deutsche Szene spezialisierte Label Ladomat. Hier geben wir einen kurzen Überblick über die Ladomat-Veröffentlichungen der letzten Wochen.
Roman IV aus Darmstadt, sonst u. a. mit Alter Ego und Sensorama aktiv, hat mit „Algo-rhythmus“ einen gelassenen und neuartigen House-Track produziert, der stark von Electronic Listening Music beeinflußt ist. Der Kollege Andre C alias One In A Billion – ein sportlicher und öffentlichkeitsscheuer Schweizer, der in London lebt – weckt mit „Farbe“ hingegen angenehme Erinnerungen an die frühen 80er Jahre.
Daß House und Electro harmonieren, beweist Hans Nieswandt von Whirlpool Productions mit „That's Too Much“, wohingegen Justus Köhnke, ein weiterer Musiker aus dem Trio, mit seinem Nebenprojekt A Subtle Tease ein breiteres Spektrum abdeckt. Es reicht von Disco über wohltuend eckiges Zeug bis zu einem Acid-Stück, das man hören sollte, wenn man Schluckauf hat. Nieswandt, Köhnke und Eric D. Clark schließlich präsentieren vier Fassungen von „The Cold Song“, von denen zwei auch auf ihrem zweiten, im September erscheinenden Album zu hören sind. Die Originalversion ist ein Pop-Hit auf Rumba-Basis. Über dieses Stück, das läßt sich schon sagen, wird man noch am Ende des Jahres reden.
René Martens
Sidewalk: 50 Ways To Leave Your Lover (Hafenklang/WEA) / Green Piece: Jungle Makes Me Wonda (KiffSM/Rough Trade) / Clé: The Choice Of A New Generation (PIAS/Rough Trade)
Auch Sidewalk dehnen ihre Vorstellung von House weit in den Pop. Mit „50 Ways To Leave Your Lover“, von einer abgebrühten Chanteuse intoniert, stechen sie so weit aus dem Euro-Trash heraus, mit dem DJs gegenwärtig bombardiert werden. In Anlehnung an jene grünen Stücke, in denen sich das begehrte THC befindet, taufte sich Hamburgs erstes, aber auch einziges Drum'n'Bass-Duo Green Piece. Ihre Version von Grandmaster Flash zollt, wie gegenwärtig viele Drum'n'Basser, der frühen HipHop-Schule Tribut.
Traditionellere Energietransfusionen gelingen dem Berliner DJ Clé mit drei amtlichen House-Movern auf seiner EP „The Choice Of A New Generation“. Daß der Titel nur ein wenig aufschneiderisch ist, zeigt Clé, der vom Fischlabor bis zum Tresor sämtliche Berliner Clubs bespielte, insbesondere in dem Eröffnungsstück, das sich auf der Suche nach Tönen in der Peripherie verheddert.
Volker Marquardt
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