Bulle mit göttlichen Gaben

■ In Eraser spielt Arnold Schwarzenegger mit Schwermetall

Arnold Schwarzenegger ist John Kruger. John Kruger ist der Eraser. Und der Eraser ist Gott oder hat doch zumindest göttliche Eigenschaften. Denn er kann Leben schenken, wenn er die Identitäten von Zeugen auswechselt. Dieser Wechsel der Identitäten erfolgt in Charles Russells (Die Maske) Ac-tion-Spektakel leider sehr staatstragend über einen neuen Paß. Dennoch spielt Eraser hier die Karte der multiplen Persönlichkeiten aus, die im Kino, wie an kaum einem anderen Ort auszuleben sind.

Allein der Eraser ist immer an sich selbst gebunden. Denn es gibt nur einen. Immerhin ist er – und das macht der FBI-Marshall des „Witness Protection Programms“ hinter seiner Schneemaske gleich in der ersten Szene klar – ziemlich unsichtbar aber allgegenwärtig. Da fallen die gedungenen Mörder, die sich gerade über die ganze Familie eines Zeugen hermachen wie vom Blitz getroffen. Knapp war es, dennoch. Denn Kruger schreitet stets erst kurz bevor es zu spät ist ein. Und genau jene Verzögerungen, die den FBI-Marshall immer wieder von seinen Zeugen fernhalten, machen die Spannung des Films aus.

Zu besonderem Schutz ist ihm Lee (Vanessa Williams) befohlen. Diese will gegen die Rüstungsfirma Cyrex aussagen, die ein Hochgeschwindigkeitsgewehr mit Röntgenaugen nicht an das Militär verhökert, sondern meistbietend an russische Mafiosi, die sich am Ende einen Verteilungskampf mit der altmodischen italienischen Variante liefern werden. Doch neben dem Rüstungskonzern hat Kruger mit seinem Mentor Robert Deguerin (James Caan) einen Gegner aus den eigenen Reihen, der sich mit dem Deal ein kleines Zubrot verdienen will.

Geschickt schwärzt er den Vorzeige-Bullen beim gemeinsamen Vorgesetzten (James Coburn) an. Als klassischer Cop-Thriller angelegt muß der wackere Eraser also nicht nur gegen das Böse antreten, sondern auch gegen die eigenen Kollegen, die ihn verraten. Wem kannst du trauen, ist damit die entscheidende Frage, die den Film vorantreibt.

So gepolt drängt der Showdown zum Hafen, dem finalen Ort unzähliger 70ies-Thriller. Aber irgendwie ist diese altmodische, schwermetallische Anordnung samt baumelnden Containern eines Arnold Schwarzenegger unwürdig. Denn außer der Röntgenwaffe bietet Eraser kaum technische Fisimatenten wie Terminator oder Zeitsprünge wie Total Recall auf. Die Handlung bleibt durchsichtig wie die Körper im Zielfernrohr der Wunderwaffe. Eraser hangelt sich von Action zu Action wie ein Pornofilm von Beischlaf zu Beischlaf und tanzt ein Gewaltballet, das sich wenig um Übergänge schert. Das ist auch gut so. Denn, das zeigt eine Reihe aktueller Action-Filme, Action und Romantic Line schließen sich aus, weil die Pracht der Körper und Feuersbrünste noch das kleinste Gefühl im Keim ersticken. Andererseits, welcher Gott verliebt sich denn schon in Vanessa Williams?

Volker Marquardt

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