What's hot, what's not
: Wohlgestaltete Mütter für Moore

■ Speck auf hinreichend tiefen Tellern, schwere Männer und Frauen, das Erbe von Claudette Colbert und die Großzügigkeit: Geschmack in und um Hollywood

Morgan Eaglebear, Ururenkel des legendären Apachenhäuptlings Geronimo sowie Schamane und Medizinmann in der zwölften Generation, bietet dieser Tage Wahrsagungen, Heilungen und Workshops an. Seine Operationsbasis liegt unweit des „Billy-Graham-Trainingszentrums“ („Jesus liebt dich! Das muß genügen!“) und nah bei jenen Bergschluchten, in denen Daniel Day-Lewis als „Der letzte Mohikaner“ durch die Büsche schlüpfte: in den Great Smoky Mountains.

Frauen und Männer jenseits der 120-Kilogramm-Marke häufen sich an den Frühstücksbars von Asheville, der Heimatstadt von Thomas Wolfe, Speck auf hinreichend tiefe Teller und befolgen, wenn es an die Auswahl geeigneter Filme für den zahlreich – und recht gern in die Breite – sprießenden Nachwuchs geht, die Empfehlungen des Parents' Guide von Entertainment Weekly. „A Time to Kill“, das neue Sandra-Bullock-Vehikel, ist eigentlich ein Film über rassistische Rechtsprechung in den Südstaaten, dessen Selbstjustizbotschaft allerdings nicht weniger Bauchschmerzen macht als Sally Fields Auftritt als rächende Mutter bei der letzten Berlinale. Entertainment Weekly hat an „A Time to Kill“ „ungefähr fünfzig fragwürdige Wörter und Phrasen und einige Betrunkenheit“ zu beanstanden, „obwohl“ kein Sex vorkommt. Über „Trainspotting“: „Ihre Kinder sind wahrscheinlich neugierig auf den Film, lassen Sie sie jedoch nicht einmal in die Nähe dieses unzensierten Blicks auf Drogenabhängigkeit geraten! Männliche Nacktheit und nackte Brüste während zweier Sexszenen. Ständige Kneipenbesuche und Drogengebrauch aller Art.“

Ja, dieser Parents' Guide ist ernst gemeint. Und nein, wir befinden uns hier noch nicht direkt im Bible Belt, auch wenn die BesucherInnen von „Genny's Restaurant“ unterhalb des Chimney Rock während des Essens mit frommen Sprüchen und Chorälen versorgt werden. Hollywood ist hier weit, nicht aber Demi Moore.

Unter dem Titel „Ist Demi Moore ein Kassengift?“ und illustriert mit dem häßlichsten Foto, das derzeit von Moore verfügbar ist, analysierte das Magazin US, warum niemand kaufen möchte, was Demi Moore zu verkaufen hat. Man kam zu dem Ergebnis, daß es in erster Linie Frauen, Kritikerinnen wie Zuschauerinnen, sind, die Demi Moore ablehnen, während Männer dagegen, Kritiker wie Zuschauer, erstaunlich gentlemanlike mit der Frau umgingen, die drei große Flops in Reihe hatte. Der Grund dafür sei – ganz einfach, Neid, auch wenn der so nicht benannt werde. Moore sei eine „berühmt wohlgestaltete dreifache Mutter – gehaßt von allen nicht wohlgestalteten dreifachen Müttern“.

Das Moore-Bashing zieht Kreise bis hinein in die Politik. Der Parteitag der Republikaner wurde empfindlich dadurch gestört, daß der Republikaner – ahnen Sie es? – Bruce Willis mit Clinton-Herausforderer Bob Dole aneinandergeriet, weil Dole „Striptease“, Demi Moores letzter Flop, nicht gefiel. Moores Ehegatte, Bruce Willis, blieb daraufhin beleidigt dem Parteitag fern.

Als Dessert eine Lektion in Großherzigkeit. Kürzlich wurde das Testament von Claudette Colbert eröffnet, worin sie den Großteil ihres 3,5-Millionen-Dollar-Besitzes jener langjährigen Freundin vermacht, die Colbert nach einem Schlaganfall im Jahr 1993 gepflegt hat. Das Vermächtnis gab der größten Sudelpostille, dem National Enquirer, Anlaß zu Gerüchten betreffs eventueller lesbischer Neigungen Claudette Colberts. Doch zum Eigentlichen: Die hinreißende Colbert hinterließ allen drei Söhnen ihres alten Freundes, des Random- House-Verlegers Robert Bernstein, zehntausend Dollar – mit der ausdrücklichen Auflage, „das Geld auf möglichst törichte Weise auszugeben“. Anke Westphal, Asheville, N. C.