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Herrensolo mit Zwillingsbuggy?

■ betr.: „Grenzen der Verfügbar keit“, taz vom 13.8. 96

Im Kontext der Machbarkeit einer androzentrischen Reproduktionsmedizin sind doch längst die (auch unreflektierten) Entscheidungen der Frauen und ihrer Partner zu sehen, die in Deutschland auch ohne In-vitro-Fertilisation, sondern eben auf natürlichem Wege entstandene Mehrlingsschwangerschaften mehr oder weniger gezielt auf das gewünschte erste Kind „dezimieren“ lassen. Unter dem Zeitdruck der 12-Wochen-Regelung bitten Patientinnen um eine Reduktion, die sich oft sogar gezielt durchführen lassen würde. Dem Argument der möglichen Adoptionsfreigabe wird mit demonstrativer Hilflosigkeit und vorübergehender Dekompensation begegnet, weil die Patientinnen sich um die Anwendung einer verfügbaren medizinischen Maßnahme betrogen fühlen. Über ethische Belange sollen nur die GynäkologInnen und ggfs. PsychotherpeutInnen nachdenken. Die Fragen, die Herr Kuhlmann aufwirft, könnten und würden wir zumindest versuchen zu erörtern, doch praktisch stehen dem mindestens zwei Hindernisse entgegen:

1. die mangelnde ethische Ausbildung der ärztlichen und psychologischen TherapeutInnen, die eine fruchtbare öffentliche Diskussion verhindert, 2. eine nach wie vor bestehende Fehlbewertung der „sprechenden Medizin“ (die Debatte um die Qualifikationskriterien dafür muß hier außen vor bleiben). [...] Dr. Annelie Scharfenstein, Dipl.-Psych., Montabaur

Wenn's nicht so traurig wäre, könnte ich mich kaputtlachen, aber es ist immer wieder unglaublich anmaßend, wenn ein Mann sich das Recht nimmt, über Abtreibung zu schreiben und auch noch zu richten, machen wir doch lieber gleich wieder einen auf Faust und Gretchen und reservieren für Mörderinnen auch ungeborener Kinder einen Platz auf dem Schafott. Was soll diese Unlogik? Einerseits sagt Herr Kuhlmann, Adoption wäre keine Alternative zur Abtreibung und dennoch hätte er es gern gesehen, wenn diese mittlerweile vieldiskutierte Engländerin ihre Zwillinge ausgetragen und einen davon zur Adoption freigegeben hätte, auf die Idee, ihr zum Beispiel als Alternative einer selektiven Abtreibung z. B. einen gesicherten Arbeitsplatz mit ausreichendem Einkommen, Garantie auf Kindergartenplätze und Hilfe im Haushalt und vor allem emotionalen Beistand, um sie aus der Isolation, in welche sich junge Mütter oft begeben müssen, anzubieten, kommt ja keiner der Herren der Schöpfung.

Wir Frauen sollen die Kinder austragen, aufziehen, erziehen und die Herrenwelt richtet vor, während und nach der Geburt oder Abtreibung über uns. Eine Abtreibung ist aber immer eine Entscheidung, die nur die betreffende Frau allein angeht und jede Frau muß auch das Recht haben, notfalls eine selektive Abtreibung an sich vornehmen lassen zu können. Welcher Mann hat denn schon mal alleine Zwillinge großgezogen? [...] Kerstin Witt, Berlin

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