Harter Sport auf weichen Schultern

■ Morgen wird im Stadtpark erstmals der Hamburg Pokal für Rugbymannschaften ausgetragen

Mit letzter Kraft legt der Spieler das Ei hinter der Grundlinie, der sogenannten Mal-Linie, ab. Fünf Punkte werden seiner Mannschaft gutgeschrieben. Fünf Zähler für einen erfolgreichen Einsatz. Auf dem Weg zur Mal-Linie konnte ihn kein Gegner stoppen. Die Kontrahenten hatten vergeblich versucht, ihm in die Hüfte oder die Beine zu springen, um ihn so zu Fall zu bringen.

Rugby sei kein brutaler Sport, sagt Beate von Stemm, Pressewartin des Hamburger Rugby-Verbands eingedenk obiger Spielszene, „lediglich ein harter“, einer der „harte und eindeutige Regeln erfordert“. So darf lediglich der ballführende Spieler angegriffen werden und dieser auch nur unterhalb der Schultern. Verständliche Vorsichtsmaßnahmen, denn im Gegensatz zum American Football wird beim Rugby ohne Schutzkleidung gespielt.

Von den Mitgliederzahlen ist Rugby, der Vorläufer des heutigen Fußballspiels, der von englischen Eliteschulen im vorigen Jahrhundert verpönt wurde, eine absolute Randsportart. Nicht einmal 500 Mitglieder waren 1994 in Hamburg verzeichnet, selbst Bahnengolf hatte mehr. Das müsse sich ändern, findet von Stemm. Um Rugby zu größerer Popularität zu verhelfen, findet morgen erstmals der Hamburg Pokal für Männer-Mannschaften statt.

Sechs Teams werden im Stadtpark um das Ei kämpfen, unter anderem auch die in der niedersächsischen Verbandsliga spielenden Hamburg Exiles, ein 60 Mitglieder starker Verein, in dem hauptsächlich britische Soldaten spielen.

Der FC St. Pauli, mit mehr als dreimal soviel Mitgliedern der größte Verein in Hamburg, reist gleich mit zwei Mannschaften an. So wird wohl die in der zweiten Bundesliga spielende erste Garnitur am ehesten den Ball über die Torstange bugsieren oder hinter der Mal-Linie ablegen können. Die Braun-Weißen sind Favorit.

Außenseiter sind der noch junge Verein aus Geesthacht mit seinen gerade einmal 35 Mitgliedern und die zweite Mannschaft von St. Pauli. Beide Mannschaften bestreiten sonst lediglich Freundschaftsspiele. Höhere Siegchancen haben da schon die Regionalligisten HRC und HSV.

Doch letztendlich ist es ziemlich egal, wer gewinnen wird. Hauptsache, Rugby kommt ein wenig aus seiner Nische heraus. Christian Schiweck

Morgen von 13 bis 19 Uhr findet das Turnier auf den Stadtpark-Sportplätzen Milchwirtschaft und Saarlandstraße statt.