Baubeginn für 4 und 6

■ Sondersitzung der Beiräte Borgfeld und Horn-Lehe / Senator Schulte diskutiert Streckenverlauf mit Bürgern

Am 23. September wird zum ersten Mal zum Spaten gegriffen, um die neue Straßenbahnlinie 4 und die Verlängerung der Linie 6 zu bauen. Zehn Jahre hatte das Hin und Her um die Planung gedauert, im Februar 1998 soll die verlängerte Linie 6 in Betrieb genommen werden, im Mai 1998 der erste Teil der Linie 4. Das eröffnete Bausenator Bernt Schulte am Mittwoch abend auf einer Sondersitzung der Beiräte Horn-Lehe und Borgfeld.

Anlaß der Sondersitzung war die Vorstellung der im Bauausschuß ausgewählten Trassenführung, auf die die etwa 70 ZuschauerInnen gespannt warteten. Danach wird die Straßenbahn in der Mitte des Heerstraßenzuges auf einem begrünten Bahnkörper laufen, die Autos werden rechts und links davon jeweils fünf Meter zur Verfügung haben.

„Das wird eng“, gab der Mitarbeiter des planenden Ingenieurbüros, Künnen, zu, „aber auf Autobahnbaustellen, wo die Straße ebenfalls fünf Meter breit ist, können selbst LKW mit 70 km/h fahren.“ Die eine Spur soll für PKW zweispurig befahrbar sein, ein LKW kann allerdings höchstens von einem Trabi überholt werden.

Die erwartete emotionsgeladene Diskussion blieb weitgehend aus - selbst die Grünen stimmten „mit Bauchschmerzen“ dem Kompromiß zu. Die Autofahrer hoffen noch auf fünfzig Zentimeter mehr Straße, die Kaufleute auf eine gute Baukoordination, um das Verkehrschaos zu überstehen.

Für die ausgewählte Variante müssen 29 große Bäume gefällt werden, die aber, so das Planungsbüro, sowieso nur noch zehn Jahre Restlebensdauer zu erwarten hätten. 60 kleinere Bäume können verpflanzt werden, und 150 zusätzliche Bäume werden auf den Seiten- und Mittelstreifen gepflanzt.

Die Wendeschleife für die Endhaltestelle des zweiten Bauabschnittes an der Borgfelder Allee soll nach der Entscheidung auf dem freien Gelände südlich des Hamfplatzes gebaut werden. Die 350 Park-and-Ride-Plätze in der Nähe sollen jedoch auf 30 bis 40 verringert werden. Schulte forderte deshalb, schnell den dritten Bauabschnitt zu beginnen, der bis zum Falkenberger Kreuz gehen soll: „Es ist sinnvoller, die P&R-Plätze dort zu errichten, statt die Leute erst nach Borgfeld hineinzuholen.“

Das Problem der Entlastungsstraße für den Autoverkehr durch das Naturschutzgebiet Hollerland wurde sowohl von Schulte als auch von Künnen als „schwierig“ bezeichnet. Auf der Sondersitzung war es jedoch kaum ein Thema. Künnen schlug vor, darüber später nachzudenken. „Die Möglichkeit durch das Hollerland sollte aber nicht aus den Augen verloren werden.“ Dieter Mazur, Grüner im Beirat Horn-Lehe, verkündete, daß die Bürgerinitiative Hollerland ihre Arbeit wieder aufnehmen wird, um dies zu verhindern.

Die Kosten für das gesamte Projekt der Linie 4 sollen 203 Millionen Mark betragen, die Linie 6 wird für 63 Millionen Mark verlängert.

Bis spätestens Juni 1997 soll der Plan für den zweiten Bauabschnitt fertiggestellt und bis Mitte 2000 in Betrieb genommen werden können. Der dritte Abschnitt soll parallel zum zweiten gebaut werden.

Von einem übereilten Baubeginn wollte Senator Schulte nichts wissen: Der Koalitionsausschuß hatte seinerzeit beschlossen, daß der Baubeginn des ersten Abschnittes nicht erfolgen sollte, bevor nicht ein Planungsbeschluß für den zweiten Abschnitt vorliegt. „Mit dem heute vorgestellten Ergebnis der Voruntersuchungen ist aber die grundsätzliche Trassenführung beschlossen, und darauf kam es an“, meinte Schulte. bik