Kriminelle Islamisten

■ Prozeß gegen vier algerische Fundamentalisten gestern eröffnet

Düsseldorf (taz) – Die Karlsruher Bundesanwaltschaft hat gestern im bundesweit ersten Strafverfahren gegen algerische Fundamentalisten die Anklage vor dem 6. Strafsenat des Düsseldorfer Oberlandesgerichts verlesen. Den vier Männern wird vorgeworfen, als Mitglieder einer „zentral gesteuerten kriminellen Vereinigung“, so Bundesanwalt Volker Brinkmann, Waffen, Sprengstoff und gefälschte Papier nach Algerien geschleust zu haben. Das Ziel der Angeklagten sei es gewesen, von Deutschland aus die militanten Islamisten in Algerien bei deren bewaffnetem Kampf zu unterstützen. Alle vier seien von dem Ziel beselt, in Algerien einen islamischen Staat zu errichten.

Zu den vier Angeklagten gehören auch zwei Söhne des Chefs der Islamischen Heilsfront (FIS): Salim Abbassi (29) und Iqbal Abbassi (24). Ihr Vater Madani Abbassi sitzt in Algerien im Gefängnis. Zusammen mit den Mitangeklagten Nasr-Eddine Layachi H. (30) und Mahmoud L. (25) und weiteren Landsleuten sollen die vier rund 100 Sturmgewehre, 30 Maschinenpistolen, 20 Repetierflinten, 15 Faustfeuerwaffen, Munition und Sprengstoff nach Algerien geschafft haben. In den Wohnungen der im März 1995 Festgenommenen hatten die Ermittler umfangreiches Material sichergestellt. Bei den Brüdern Abbassi fand die Polizei neben einem funktionsfähigen Sprengzünder auch zahlreiche gestohlene Ausweispapiere. Die Angeklagten, die sich laut Anklage in Deutschland höchst konspirativ bewegten und mit Decknamen, Codewörtern und Deckadressen operierten, wollten sich vorerst zur Sache selbst nicht äußern. Aller Voraussicht nach wird der Prozeß in dem hochgesicherten Düsseldorfer Gerichtsgebäude bis ins nächste Jahr hinein andauern. Walter Jakobs