Nur Honnis Sessel blieb übrig

Unmittelbar nach dem heutigen „Tag der offenen Tür“ soll der Umbau des ehemaligen ZK-Gebäudes zum Außenministerium beginnen  ■ Von Christian Meseth

„Das Auswärtige Amt freut sich auf Berlin“ – so das Motto des „Tages der offenen Tür“, der heute am zukünftigen Amtssitz des Außenministers stattfindet. Ob sich Klaus Kinkel freut, 1999 in die Zimmer zu ziehen, die bis 1989 Erich Honecker nutzte, ob er überhaupt hofft, dann noch im Amt zu sein, darüber war bei der Vorstellung des Programms nichts zu erfahren. Jedenfalls dürfte der „Tag der offenen Tür“ für lange Zeit die letzte Möglichkeit sein, das monumentale, 1938 fertiggestellte Gebäude am Werderschen Markt zu besichtigen, das bis 1945 die Reichsbank beherbergte und ab 1959 das Zentralkomitee der SED.

Für rund 395 Millionen Mark soll es unter der Leitung des Berliner Architekten Hans Kollhoff umgebaut werden. Ein großer Teil der Kosten werde für die Neuaufteilung der zuletzt etwa 1.000 übergroßen Zimmer des Zentralkomitees in dann 1.300 Büros benötigt, erklärte der Leiter der Außenstelle des Auswärtigen Amtes, Hendrik Dane. Viele Millionen verschlinge auch die „Vernetzung“ des Dienstsitzes mit den deutschen Botschaften in aller Welt. Für weitere 150 Millionen Mark wird vor dem Hauptgebäude ein Anbau entstehen. Bonn hat sich in dieser Woche für den Entwurf der Architekten Ivan Reimann und Thomas Müller entschieden, obwohl diese im Wettbewerb nur auf Rang zwei landeten. Ihr Entwurf sei besonders „transparent und offen“, begründete Außenminister Kinkel des Sinneswandel.

Besichtigt werden kann heute etwa die ehemalige Kassenhalle der Reichsbank, die nun als Kongreßsaal firmiert und während der AA-freut-sich-auf-Berlin-Veranstaltung mit verschiedenen Informationsständen vollgestellt sein wird. Dort will das Außenministerium etwa darüber aufklären, wie es gestrandeten Bundesbürgern im Ausland hilft oder wie toll sich Deutschland in Osteuropa, Nato und UNO einbringt.

Die Diensträume Honeckers im zweiten Stock, der zukünftigen Führungsetage des Außenministeriums, können ebenfalls besichtigt werden. Persönliche Utensilien des vorletzten Generalsekretärs gibt es dort allerdings nicht zu sehen. Lediglich Honeckers kleiner Sitzungssaal mit grüngepolsterten Sesseln, holzvertäfelten Einbauschränken und Tresor für Staatsgeheimnisse ist zu sehen. Komplett der Nachwelt erhalten bleiben – wie der Sitzungssaal des Zentralkomitees – die Gemächer Günter Mittags, der als einziges ZK- Mitglied im vierten Stock residierte. Die Türen zu diesem Bereich bleiben allerdings während des „Tages der offenen Tür“ genauso verschlossen wie die zu den Reichsbanktresoren im Keller, die noch bis 2003 von der Landeszentralbank Berlin-Brandenburg genutzt werden.

Wer allerdings Klaus Kinkel aus der Nähe sehen und „auch kritische Fragen“ stellen will, der Jazzband des Außenministeriums lauschen oder Proben der Landesküche an den Ständen der 21 beteiligten Botschaften kosten möchte, der nutze die Gelegenheit.

Heute: 12 bis 18 Uhr, Werderscher Markt