Perfekter Medien-Hype

■ Der Trubel um Schreinemakers nützt allen

Margarethe Schreinemakers hat ihre Steueraffäre, wie angekündigt, vorgestern in ihrer Talkshow zur Sprache bringen wollen, Sat.1 hat, wie angekündigt, abgeschaltet. Das ist die Lage der Dinge. Niemandem schadet's, und alle gucken hin.

Zur Stunde, Freitag 16 Uhr, liegen mir in der nämlichen Causa folgende Unterlagen vor: Eine Blitzumfrage von TV Neu: „Darf ein Moderator seine privaten Probleme ins TV bringen? Vielen Dank für umgehende Beantwortung.“ Dann ein Anruf von „Spiegel TV“, Frau Maischberger sucht noch Gäste zum Thema Schreinemakers, letzte Flugmöglichkeit nach Hamburg 20 Uhr. Kurz: Ein guter Tag für mein Berufsmotto „Presse, Hörfunk, Kamera – ich hab' zu jedem Scheiß 'ne Meinung da“.

Aber welche? Daß Sat.1 und RTL sich ihren Noch- beziehungsweise Baldstar gegenseitig hochpumpen, ist mal eh sonnenklar. Sat.1 ist stinksauer, weil man der künftigen Thomanerin die Babypause noch durchfinanzieren mußte. Entsprechend doof die Begründung: Der Beitrag über die Steueraffäre sei „grundsätzlich falsch und geschmacklos“, sagt Sat.1. Bisher schien mir das eher die Mindestanforderung dort zu sein. RTL dagegen freut sich, daß der teure Transfer jetzt noch mal richtig Rummel macht. Und hofft auf Quote für den Beitrag, mit dessen Nichtausstrahlung Sat.1 6 Millionen Zuschauer begeisterte. So weit, so bla.

Und Margarethe Schreinemakers selbst – ist wieder mal nur vorzuwerfen, daß sie den ganzen Krempel glaubt. Sie präsentiert Pollenallergiker so einfühlsam wie die am Arsch zusammengewachsenen Schlagersänger: „Ihr seid siamesische Zwillinge. Wie kommst du mit der Karriere deiner Schwester zurecht?“ Sie muß hinnehmen, daß hergelaufene Blitzlichter ihrem Neugeborenen ins Gesicht spucken. Und fühlt doch mit, wenn Windelsexfreunde seufzen.

Also ist es ihr auch ernst mit ihrem Schwenk von der Fernsehmoderatorin zur Sektengründerin: „Als politisch verfolgt gilt, wer im Geltungsbereich dieses Grundgesetzes Steuern zahlen muß.“ Ist es möglich, daß Guido Westerwelle so 'ne Art RAF gegründet hat, und Margarethe eigentlich Ulrike...? Mehr darüber nach der Werbung. Friedrich Küppersbusch

Der Autor ist Moderator des Magazins „ZAK“