Führer Irans schwer belastet

■ Mykonos-Zeuge nennt seine Quelle

Berlin (taz) – Die Bundesanwaltschaft prüft, ob sie ein Ermittlungsverfahren gegen den iranischen Staatspräsidenten Ali Akbar Rafsandschani und den Religionsführer Ajatollah Chamenei einleiten soll. Zuvor hatte der ehemalige iranische Staatspräsident Abol Hassan Bani Sadr die beiden am zweiten Tag seiner Vernehmung im Berliner „Mykonos“-Prozeß stark belastet. Es müßten nun, so Oberstaatsanwalt Bruno Jost in einer Verhandlungspause, Bani Sadrs Aussagen mit anderen Erkenntnissen abgeglichen werden. Die Aussagen seien aber so deutlich, wie man es nur von einem Zeugen erwarten kann.

Der Exstaatschef hatte vorgestern ausgeführt, daß Attentate des Iran, so auch der Mykonos-Anschlag, von einem „Rat für Sonderaufgaben“ unter direkter Aufsicht Chameneis erarbeitet würden. Gestern nun erläuterte er, daß es im Fall Mykonos eine schriftliche Bestätigung des Attentatsplanes durch Chamenei gegeben habe. Diese Information habe er erst am Donnerstag von seiner Quelle erhalten. Von dieser habe er auch erfahren, daß Rafsandschani „bei der Ausarbeitung im Rat für Sonderaufgaben eine Stimme hatte“. Zugleich machte der Expräsident deutlich, daß seine Quelle zur Aussage im Mykonos-Prozeß bereit wäre. Es sei ein aus Iran geflohener hochrangiger Geheimdienstmitarbeiter, mit dem er in ständiger Verbindung stehe. Voraussetzung für die Aussage des Geheimdienstlers sei jedoch, daß er unerkannt bleibe, weil er sonst um seine in Iran zurückgebliebenen Angehörigen fürchten müsse. Kontakt habe er, Bani Sadr, auch zu drei weiteren geflohenen Geheimdienstlern. Die ursprünglich für zwei Tage angesetzte Anhörung Bani Sadrs soll nach dem Willen des Gerichts um einen Tag verlängert werden. Dieter Rulff