Das Portrait
: Wunderliches Gold

■ Silke Schwarz

Ehrgeiz und Talent braucht es für eine erfolgreiche Sportlerkarriere. Bei Silke Schwarz scheint beides im Überfluß vorhanden zu sein. Wie sonst hätte die junge Frau aus Osnabrück Paralympics-Siegerin im Fechten werden können, da sie doch 15 Monate vor Atlanta kaum einen Degen von einem Florett unterscheiden konnte. Vor drei Jahren hatte die Studentin der Landwirtschaftsarchitektur einen Snowboard-Unfall, seitdem sitzt sie im Rollstuhl. Leistungssport hatte sie zuvor nie betrieben, doch nun war alles anders, und so sollte auch alles anders sein. Silke Schwarz war auf der Suche nach einer Sportart, die sie forderte und in der sie gefördert wird. „Als Kind war es immer ein Traum von mir, einmal bei Olympia dabeizusein“, erzählt die 27jährige. Als Rollstuhlsportlerin hatte sie es zunächst mit dem Basketball versucht, doch „ich wollte mehr“, sagt Silke Schwarz, „sportlich so erfolgreich sein, daß ich die Welt kennenlerne und neue Menschen treffe“. Bei einem integrativen Sport- und Spielfest lernte Silke Schwarz die Paralympics-Siegerin im Fechten von Barcelona, Esther Weber-Kranz, und deren Sportart kennen. Das war im Mai vergangenen Jahres. Silke Schwarz fühlte sich auf Anhieb wohl auf der Planche und in Fechterkreisen bestens aufgehoben. Es ging alles ganz schnell. Noch im selben Jahr wurde sie Dritte der Europameisterschaften.

Im Olympiastützpunkt in Tauberbischofsheim trainiert sie regelmäßig neben nichtbehinderten Kollegen. „Das ist schon toll, mal gegen so bekannte Leute wie Sabine Bau zu fechten und dann sogar ab und zu zu gewinnen“, sagt Silke Schwarz. Die Fußgänger müssen bei diesen Begegnungen freilich auf einem Stuhl sitzen. Die Trainer begrüßen diese Art der Übung sehr, denn dadurch achten die Nichtbehinderten auf eine saubere Technik. Ausweichen durch Weglaufen geht schließlich nicht.

Silke Schwarz schöpft viel Kraft aus ihrem Glauben. In Atlanta habe sie wie eine Marionette agiert, so, als sei alles von oben bestimmt. Vor dem entscheidenden Wettkampf hat sie gebetet. In Fechterkreisen gilt es als kleines Wunder, in 15 Monaten das zu erreichen, wofür andere jahrelang trainieren. Behalten aber will Silke Schwarz ihr Goldstück nicht. Sie wird es Olympia Aid zur Versteigerung zur Verfügung stellen. Iris Hilberth