Israels Präsident will Frieden retten

Weizman fordert Ministerpräsident Netanjahu zu einem baldigen Treffen mit Arafat auf. Palästinenser schließen mehrere Ämter in Jerusalem nach längerem israelischem Druck selbst  ■ Aus Tel Aviv Amos Wollin

Der israelische Staatspräsident Eser Weizman hat eine Art Notruf des palästinensischen Präsidenten Jassir Arafat erhalten. Arafat bittet darin um die sofortige Intervention Weizmans „zur Rettung des Friedensprozesses“. Weizman hat auf Arafats Hilferuf positiv reagiert und sich bereit erklärt, Arafat in seiner Villa in Caesarea in Privataudienz zu empfangen, „falls Ministerpräsident Netanjahu nicht selbst mit Arafat zusammenkommt“. „Arafat war erfolgreich und gilt als der erste palästinensische Führer, der über zwei Millionen Palästinenser herrscht“, sagte Weizman und wies darauf hin, daß es sich um einen „Nachbarn handelt, mit dem man auch zusammenkommen sollte“.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu, der seine eigene erste Zusammenkunft mit Arafat bislang stets aufgeschoben hatte, zeigte sich verärgert über Weizmans Geste. Nach einem Gespräch zwischen Weizman und Netanjahu berichteten Teilnehmer jedoch, ein Treffen Netanjahus mit Arafat sei „innerhalb der nächsten zwei Wochen wahrscheinlich“.

Offenbar sind die Palästinenser weiterhin bemüht, israelische Bedingungen für eine baldige Aufnahme neuer Verhandlungen über einen israelischen Teilabzug aus Hebron zu erfüllen. So wurde jetzt die von Israel geforderte Schließung verschiedener palästinensischer Ämter in Ost-Jerusalem von den zuständigen palästinensischen Stellen selbst durchgeführt. Es handelt sich dabei um das palästinensische Vermessungsamt, die Jugend- und-Sport-Abteilung im Orient House sowie das Palästinensische Statistische Büro. Dieses war aber bereits zuvor in den Jerusalemer Vorort Abu Dis verlegt worden.

Trotz palästinensischer Proteste setzten die israelischen Behörden die Zerstörung von illegal errichteten palästinensischen Wohnhäusern in der Umgebung von Jerusalem und in anderen, im Osloer Abkommen als Zone C gekennzeichneten Teilen des Westufers fort.

Darauf reagierten die palästinensische Autonomiebehörde und das Exekutivkomitee der PLO am Samstag mit einem Aufruf an die palästinensische Bevölkerung, weiterhin Häuser zu bauen und sich dabei auf Baubewilligungen zu berufen, die von den palästinensischen Behörden ausgegeben werden. Frau Hannan Aschrawi, Ministerin für Hochschulerziehung, erklärte die israelischen Häuserzerstörungen für illegal und wies darauf hin, daß in Zukunft ja das gesamte Westufer in die Hände der Palästinenser übergehen soll.

Gestern wurden die ersten der 300 neuen Fertighäuser, die Netanjahus Regierung den jüdischen Siedlern bewilligt hat, in verschiedenen Siedlungen des Westufers installiert. Die ersten der zusätzlichen Gebäude sollen die Schulen der Siedler erweitern und bei Schulanfang am 1. September gebrauchsfertig sein.

Arafats Behörden haben in der vergangenen Woche alle arabischen und englischen Bücher des in Amerika lebenden palästinensischen Professors Edward Said in den Buchhandlungen am Westufer und im Gaza-Streifen konfisziert. Edward Said gehört zu den schärfsten Kritikern Arafats und der Osloer Abkommen.

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