Elektronische Sehhilfe

■ Werkstatt Bremen setzt auf High-Tech

Ein Stück Papier liegt auf der Glasplatte im Scanner. Der angeschlossene Computer liest die Schrift und übersetzt sie in abgehackte Sprache: Mit dieser innovativen Technik will die Werkstatt Bremen jetzt behinderte Menschen noch besser ins Berufsleben integrieren. Neben der rund 30.000 Mark teuren Computeranlage für stark Sehbehinderte hat die Werkstatt jetzt auch 25 computergesteuerte Nähmaschinen für jeweils bis zu 10.000 Mark angeschafft. Geräte sind jetzt bis zum 5. September in einer Werkstatt-Ausstellung im Arbeitsamt am Doventorsteinweg zu sehen.

Die als Martinshof bekannte Werkstatt ist seit drei Jahren Eigenbetrieb der Stadt und beschäftigt mittlerweile 1.370 Menschen. Die geistig, psychisch und körperlich Behinderten finden dort in 20 Werkstätten einen betreuten Arbeitsplatz. Mittlerweile werden für über 30 Auftragspartner Metalle verarbeitet, Kleinmöbel gebaut und Einzelteile montiert. Auch Sozialhilfeempfänger finden in zwei Sozialwerkstätten Arbeit. Für jeden Mitarbeiter springen neben Sozialhilfe und Pflegegeld 260 Mark Lohngeld im Monat raus. Statt Vielfalt im Angebot setzt Geschäftsführerin Hannelore Stöver auf Dienstleistung und spezielle Produkte. Die Werkstatt wartet jetzt 3.000 Werksfahrräder auf dem Mercedes-Gelände und die Nähwerkstätten setzen auf „edle Tischwäsche“ und „schicke Seidenschals“.

In den letzten drei Jahren hat die Werkstatt Bremen immerhin rund 30 behinderte Menschen in den Arbeitsmarkt integrieren können. „Das ist eine unserer schwierigsten Aufgaben,“ sagt Stöver. Deshalb sieht sie auch mit Entsetzen dem Sparkurs im Arbeitsressort entgegen: Wer als Betrieb Schwerbehinderte einstellt, bekam bisher bis zu 80 Prozent der Lohnkosten erstattet. Jetzt werden es nur noch bis zu 60 Prozent sein. Stöver schaut mit Ärger auf das Schwerstbehindertengesetz: Dort wird der Integration in den ersten Arbeitsmarkt höchste Priorität zugeordnet.“ kat