Bewag verweigert Solarförderung

■ Berlin bleibt Sonnenstromprovinz: Während zwanzig bundesdeutsche Städte die Sonnenenergie mit großzügigen Subventionen unterstützen, blockiert die Bewag die saubere Energiequelle

Mehr als 20 bundesdeutsche Städte fördern mittlerweile die Sonnenenergie. Doch in Berlin geht es nicht voran: Der Energieversorger Bewag weigert sich weiterhin, Subventionen an die BesitzerInnen von Solarzellen zu zahlen. Angesichts der Konkurrenz zu anderen Stromkonzernen sei die Förderung der sauberen Energiequelle zu teuer, meint die Bewag.

In München, Bonn, Aachen und weiteren Städten sieht man das anders. „Die Kraft der Sonne zu nutzen“, haben etwa die Hamburgischen Elektrizitätswerke beschlossen. Die Stadtwerke der nordrhein-westfälischen Stadt Remscheid verstehen sich als „Signalgeber“, wie Geschäftsführer Wolfgang Roth sagt. „Wenn wir nichts tun – wer sonst?“ fragt Roth.

Die Städte zahlen privaten BesitzerInnen von Solarzellen bis zu 2,20 Mark für jede Kilowattstunde Strom, die diese selbst nicht verbrauchen und deshalb ins öffentliche Netz einspeisen. Die Subventionierung des Sonnenstroms kostet die Stadtwerke rund zehnmal mehr als die Herstellung konventioneller Energie aus Kohle oder Öl. Der politische Preis – auch „kostendeckende Einspeisevergütung“ genannt – wird trotzdem bezahlt, damit viele Leute sich die heute noch sehr teuren Solarzellen auf das Hausdach montieren. Das Kalkül: Die größere Nachfrage mobilisiert Geld für die Forschung. Die umweltfreundlichen Anlagen werden dadurch leistungsfähiger, billiger und schließlich konkurrenzfähig.

Die Bewag freilich will die Sonnensubvention nicht zahlen. „Zu teuer“, meint Sprecher Reinhard Heitzmann. Das Abgeordnetenhaus und Umweltsenator Peter Strieder (SPD) wollen die Solarförderung über den Strompreis finanzieren, den die Bewag den Haushalten und Wirtschaftsunternehmen in Rechnung stellt. „Irgendwann kauft keiner mehr Strom bei uns“, fürchtet Heitzmann. Denn bald dürften auch andere große Stromversorger ihre Energie im Bewag-Territorium anbieten. Der französische Atomkonzern EdF etwa werde dann den höheren Strompreis der Bewag gnadenlos unterbieten. Bei den anderen Stadtwerken kennt man diese Bedenken, ist aber optimistisch. „Wir hoffen, uns auch im Wettbewerb über Wasser zu halten“, sagt der Remscheider Stadtwerkesprecher. Die Zahl der geförderten Solaranlagen steige vermutlich in den kommenden Jahren nicht sprunghaft an. Damit falle die Erhöhung des Strompreises für die Kunden kaum ins Gewicht.

„Das bleibt ein ganz geringer Prozentsatz“, schätzt auch Helmut Leier, Sprecher der Stadtwerke Hannover, die die Solarsubvention demnächst einführen wollen. Auch bei einer größeren Zahl geförderter Anlagen steige der Strompreis für Industriekunden um maximal ein Prozent. Ein Sprecher der Hamburger Elektrizitätswerke hofft, daß sich die Großkunden „nicht nur durch den Strompreis leiten lassen“. Ob ein Industriebetrieb Strom kaufe, hänge auch von den übrigen Produkten der Hamburgischen Elektrizitätswerke ab. Angesichts einer guten Beratung zur Energieeinsparung sähen die Kunden möglicherweise über den Aufpreis hinweg.

Langfristig teilen die anderen Energieunternehmen durchaus die Bedenken der Bewag. Würden die Strompreise durch die EU-Liberalisierungspolitik stark sinken, könnten die Solarsubventionen gefährdet sein. Hannes Koch