■ Mit globalem Bodenschutz auf du und du
: Äcker verschwinden

Berlin (taz) – Ein Drittel des gesamten Ackerlandes auf der Erde ist in seiner Fruchtbarkeit erheblich eingeschränkt. Dafür sind in erster Linie Erosion, Vergiftung der Böden und Monokulturen in der Landwirtschaft verantwortlich. Zugleich erhöhe sich die zu ernährende Weltbevölkerung um täglich 250.000 Menschen – von heute 5,6 Milliarden auf acht Milliarden im Jahr 2025, sagte Bundesentwicklungsminister Carl-Dieter Spranger (CDU) gestern auf der 9. Konferenz der „International Soil Conservation Organisation“ (ISCO) in Bonn. Dort befassen sich derzeit 800 Experten aus 120 Ländern mit dem globalen Bodenschutz.

Der Verlust von Anbauflächen durch Wind- und Wassererosion ist eine Folge der Übernutzung der Böden: Zu viele Kühe und Schafe, Kahlschlag für Brennholz und neue Anbauflächen lassen den Baumbestand schrumpfen. Der Einsatz ungeeigneter Bewässerungsmethoden hat die Versalzung oder Versumpfung weiter Flächen zur Folge. Die verbleibenden fruchtbaren Böden werden durch intensive Nutzung und ungenügenden Fruchtwechsel bis hin zu großflächigen Monokulturen geschwächt. Schwermetalle und unsachgemäßer oder übermäßiger Einsatz von Pflanzenschutzmitteln vergiften darüber hinaus das Ackerland.

Nach Meinung der Experten könnte der Mangel an Bodenressourcen die Lebensverhältnisse auf der Erde schneller nachteilig beeinflussen, als der durch die Zivilisation verursachte Treibhauseffekt. Bei der stark wachsenden Weltbevölkerung müßten bis zum Jahr 2050 weltweit fast 200 Millionen Hektar mehr Ackerfläche geschaffen werden – etwa 90 Prozent davon in der Dritten Welt. Gleichzeitig werden dort große Teile der bestehenden Anbauflächen vernichtet oder für den Bau von Straßen und Wohnungen verbraucht.

Standen 1980 in den Entwicklungsländern noch rund 0,65 Hektar Ackerland pro Kopf zur Verfügung, werden es um das Jahr 2010 nur noch etwa 0,4 Hektar sein, schätzt die „Food and Agriculture Organization“ (FAO). Von den rund 4 Milliarden Hektar Wäldern und Savannen in den Entwicklungsländern sei nur noch knapp die Hälfte potentiell als Ackerland nutzbar. 45 Prozent dieser Flächen seien derzeit allerdings mit Wald bedeckt oder aufgrund ihrer spezifischen Eigenschaften nur sehr schwer zu beackern, so die FAO. Michael Obert