Dumping in der Luft

■ Trotz sinkender Gewinne nimmt Lufthansa den Preiskampf mit BA auf

Berlin (taz) – Der Preiskampf unter den europäischen Luftfahrtgesellschaften geht in eine neue Runde. Die seit einigen Jahren auch von Deutschland aus fliegende British Airways (BA) bietet in diesem Herbst Flüge nach New York für 499 Mark an – und setzt damit die Deutsche Lufthansa (LH) unter Druck. Denn auch die LH wollte zu Billigtarifen über den Atlantik jetten. Ab 1. November wollte sie für 999 Mark Touristen von Frankfurt nach New York und zurück fliegen. Damit hätte sie bereits unwirtschaftlich kalkuliert. Doch nach den Dumpingpreisen der BA sah sich die Lufthansa gezwungen, ihre Tarife nach New York noch mal um 400 Mark auf 599 Mark zu senken.

Leisten können sich die deutschen Flieger diese Dumpingpreise nicht. Allein im ersten Halbjahr 1996 ist der Gewinn vor Steuern um 70 Millionen Mark auf 119 Millionen Mark zurückgegangen. Wie aus der gestern vorgelegten Halbjahresbilanz hervorgeht, sind nur 0,4 Prozent mehr Menschen mit Lufthansa geflogen als im Jahr zuvor. Fracht und Post rissen das Ergebnis auch nicht nach oben: lediglich 2,8 Prozent mehr hat die LH befördert. Der Umsatz kletterte um 6,6 Prozent auf 9,8 Milliarden Mark. Der Mehrumsatz sei jedoch für höhere Treibstoffpreise und stärkere Personalkosten draufgegangen, teilte die LH hat.

Selbstkritisch gab der Lufthansa-Vorstand gestern zu, daß neben dem Brand am Düsseldorfer Flughafen die Dumpingpreise zu den miserablen Erträgen beitragen. Trotzdem wird die LH bei ihren Niedrigpreisen über den Atlantik bleiben. „British Airways hat das angezettelt“, sagte ein LH-Sprecher, Lufthansa also nur reagiert.

Zu heftig, wie BA meint. In Nordbayern hatte ein LH-Ticket- Großhändler den Reisebüros mitgeteilt, daß sie den BA-Marktanteil unter 15 Prozent drücken müßten. Sollten sie das mit Billigpreisen nicht schaffen, würden sie nicht mehr zu den von LH vorgegebenen Marktpreisen beliefert. BA kündigte daraufhin an, sich beim Bundeskartellamt zu beschweren. Bis gestern war jedoch dort keine Beschwerde eingegangen. LH reagierte gestern zudem prompt: Die bayerische Vorgabe sei mit dem Vorstand nicht abgestimmt und würde von ihm nicht mitgetragen. Dennoch bleiben die Preise inflationär. Lufthansa-Sprecher: „Wir können doch unseren Konkurrenten den Markt nicht kampflos überlassen.“ ufo