Eten, suupen – aalns binnen

■ Straßenbahnen immer dreckiger: BSAG setzt pädagogische Reinigungstrupps ein

Die BremerIn an sich nimmt es immer weniger genau mit der Sauberkeit. Findet zumindest die Bremer Straßenbahn AG. Vor einigen Monaten haben die StraßenbahnerInnen die Sauberkeitskampagne „Eten, suupen, puupen, dat mok buten“ gestartet, doch die BremerInnen halten sich nicht besonders dran. Dabei geht es längst nicht allein um's Eten, Suupen und Puupen, die Busse und Bahnen werden binnen immer dreckiger. Vom an die Scheibe geschmierten Giros bis zur Autobatterie – in der Arbeitspalette der BSAG-Reinigungsdienstes gibt es fast nichts, was es nicht gibt. Nun geht das Unternehmen zum pädagogischen Gegenangriff über. In den nächsten zwei Wochen wird ein zehnköpfiger Reinigungstrupp demonstrativ durch die Wagen ziehen und saubermachen. Erwünschter Effekt: Die MüllmacherInnen sollen zur Einsicht und Selbstdisziplin erzogen werden.

„In den letzten vier, fünf Jahren ist es schlimmer geworden“, erzählt Jens Mattstedt, der normalerweise bei der Straßenbahn an der Kurbel sitzt. Nun hat er sich mit einer Reihe von KollegInnen freiwillig für den Reinigungs- und Überzeugungstrupp gemeldet. Mit der vagen Hoffnung, daß die Fahrgäste ein Einsehen haben mögen. „Sonst kann man ja gar nicht so viel aufräumen, wie wieder dreckig gemacht wird.“

Ein voller 80-Liter-Mülleimer, das ist die regelmäßige Ausbeute der Reinigungsdienste in den Depots. Und zwischendurch kommt es schon mal vor, „daß ein Zug nach zweieinhalb Stunden wieder ausgetauscht werden muß, weil er so versifft ist“, erzählt BSAG-Sprecher Wolfgang Pietsch. „Wir wollen mehr Fahrgäste. Aber viele haben nach einem Monat schon wieder die Schnauze voll. Es ist schon eine Riesensauerei, wie sich manche benehmen.“

Insbesondere die Züge und Busse, die durch's Viertel und am Hauptbahnhof vorbeifahren, machen den StraßenbahnerInnen zu schaffen. Den traurigen Minusrekord hält die Linie 10, aber die 1 und die Buslinie 25 kommen gleich hinterher. Da finden sich dann nicht nur Essenreste und entsorgter Hausmüll. „Am Schlimmsten sind die Spritzen und Kondome“, erzählt der Fahrer Andreas Schulte. „Das macht unseren Leuten schon zu schaffen.“

Während des Dienstes sei da auch kaum was zu machen. Wenn eine FahrerIn mitbekommt, daß hinten im Zug geraucht oder Müll abgeladen wird, kommt sie in arge Bedrängnis. „Die Leute sind auch brutaler geworden“, erzählt der Fahrer Thorsten Rosenbaum. „Und man weiß nie, wie sich die drumrum verhalten.“ Bei der ersten Aufräumungstour durch die Bahnen sei der Trupp prompt im hinteren Teil eines Wagens auf einen schlafenden Mann getroffen. „Der wollte uns gleich was auf die Glocke hauen“, sagt Andreas Schulte. Von daher sei es immer eine echte Überwindung für eine FahrerIn, nach hinten zu laufen. Rosenbaum: „Man muß ziemlich viel Mut zusammenbringen.“

Allerdings gab es gestern morgen auch ermutigende Stimmen von den Fahrgästen. „Viele haben gesagt, daß sie es gut finden, was wir machen“, erzählt Jens Mattstedt. „Am liebsten soll der Reinigungsdienst voll eingerichtet werden.“ Das aber kommt nicht in Frage. In zwei Wochen ist definitiv Schluß. Dann sind die Bremer Fahrgäste wieder selbst für die Sauberkeit verantwortlich. Und dann wird die BSAG auch andere Saiten aufziehen. „Dann werden wir viel deutlicher von unserem Hausrecht Gebrauch machen“, sagt BSAG-Sprecher Wolfgang Pietsch. Soll heißen: Wer sich daneben benimmt, fliegt raus. J.G.