■ Querrille
: Whirlpool Production: Dense Music

Whirlpool Productions: Dense Music

(Ladomat/Motor)

Ein Stück verbindet für genau 3 Minuten und 49 Sekunden Stämme der Jugendkultur, Lebensabschnittspartner und was auch immer gerade zusammensteht. Daß es mit „The Cold Song“ seit langem mal wieder einen veritablen Hit gibt, der zumindest in HH bei Ladomat verlegt wurde, hat sich inzwischen wohl herumgesprochen. Dem Kölner Musikjournalisten Hans Nieswandt ist zusammen mit dem DJ Justus Köhnke und dem Produzenten Eric D. Clark ein ausgetüfteltes Stück Pop gelungen, das sich langsam zu einer Geigenstimme aufrafft, um, von der akustischen Gitarre flankiert, wieder im Unbestimmbaren zu verschwinden.

Aber Whirlpool Productions beweisen mit ihrer zweiten Platte, daß sie mehr sind als diese für sie überraschende Pop-Präziose. Sie fertigen „Dense Music“, also Dance Music wie sie wohl ein Deutscher aussprechen würde – sind sich also stets des Transfers von Disco und insbesondere House von Chicago an den Rhein bewußt. Gerade dies macht Dense Music zu einer der ersten heimischen House-Platten, die mit regionalen Pfeilen den globalen House-Stamm trifft. Lokal denken und global handeln, wie man so schön sagt.

Außerdem ordnet Dense Music den alten Gegensatz von Club und Zuhause neu. So legen sie in „Gehende Katzen“ die Spielplatz- und Straßengeräusche der Kölner Innenstadt – die an einem lauen Nachmittag durch geöffnete Fenster dringen – über einen entfernt anklingenden Electro-Funk, um dann im folgenden mit „One Two“ den Takt für den Tanzboden energisch anzugeben. Insofern behauptet Dense Music sowohl Inneneinrichtung als auch Architektur zu sein. Und diesem Anspruch werden sie immer gerecht.

Dabei hilft ihnen vor allem ihre Ausgelassenheit. In „From: Disco to: Disco“, das die lustige Existenz eines DJs in bunten 70ies-Farben malt, singen die drei Klangtüftler nach einem Cocktail so grauselig, daß sich ein Teil des Flavours, der offensichtlich im Can-Studio herrschte, auch auf den Tonträger retten konnte. Ein wunderbar unfertiges Stück, das viele andere Bands auf B-Seiten versteckt hätten, stellen Whirlpool Productions so ins Zentrum des Party-Gelächters.

Als zur Veröffentlichung des Debuts Brian de Palma Hans Nieswandt seine eigene Platte für ähnlich wichtig wie die erste Blumfeld hielt, wurde er nicht nur in seiner Stammzeitschrift Spex des Realitätsverlusts bezichtigt. Diese Leiste hängt zwar immer noch ein wenig hoch. Und dennoch kommt Dense Music auch diesem Anspruch einen beträchtlichen Schritt näher.

Volker Marquardt