Teure Showtime in der Boxerhalle

■ Der Konzertmanager Peter Schwenkow wird möglicherweise Hallenpächter bei den neuen Großsporthallen. Vier weitere Privatbetreiber im Gespräch. Schreyer: Baustopp für die Schwimmarena

Als möglicher Betreiber für die fast fertige Max-Schmeling-Halle ist als Bewerber der Theater- und Konzert-Mogul Peter Schwenkow mit im Rennen. Schwenkow soll, wie aus gutunterrichteten Kreisen zu erfahren war, von der Sportverwaltung aufgefordert worden sein, sich am Vermarktungsroulette zu beteiligen. Bei der seit dem Frühjahr laufenden Ausschreibung des Senats, mit der private Managementgesellschafter für die neuen Großsporthallen in Prenzlauer Berg gesucht werden, haben sich bis dato „drei, vier erfahrene Interessenten herauskristallisiert“, sagte der Abteilungsleiter in der Sportverwaltung, Jürgen Kießling, zur taz.

Neben der Olympia Sportstätten Bauten und der Messe GmbH „sind wir noch mit anderen kompetenten Betreibern im Gespräch, die auf dem Gebiet der Vermarktung große Erfahrung besitzen“, so Kießling. Daß Schwenkow einer der Bewerber sei, wollte Kießling weder bestätigen noch dementieren.

Bis zum Jahresende sollen die Verhandlungen mit den Hallenpächtern abgeschlossen sein. Am Montag hatte der Senat das Nutzungskonzept für die beiden fast fertiggestellten Arenen festgelegt. So werden in der Max-Schmeling- Halle hauptsächlich Basketball, Boxen und Tanzveranstaltungen stattfinden. Für Ende September steht das Europapokalspiel von Alba Berlin fest auf dem Programm. Im Velodrom auf dem Gelände der ehemaligen Werner-Seelenbinder-Halle soll im Januar das Sechstagerennen über die Bühne gehen. Die rund 270 Millionen Mark teure Schwimmhalle wird nach dem derzeitigen Stand erst 1997 fertiggestellt sein.

Klar ist ebenfalls, daß die insgesamt 800 Millionen Mark teuren Hallen den Senat auch unter der Regie privater Managementgesellschafter viel Geld kosten werden. So rechnet man in der Sportverwaltung mit einer Summe von rund 2,5 Millionen Mark jährlich für die Nutzung der Hallen durch den kommunalen Sport, die dem Betreiber als finanzielle Ersatzleistung zur Verfügung gestellt werden müssen. Die Höhe zusätzlicher Subventionen ist noch offen. In der Vergangenheit hatte etwa Messe- Geschäftsführer Karl-Joachim Kierey kritisiert, „daß die Planungen für einen privaten Betreiber nicht optimal sind“. So fehlten etwa Autostellplätze vor Ort und zukünftige „Wettkampfhighlights“ in der Stadt.

Damit die Großsporthallen nicht zum dauerhaften Subventionsgrab werden, hat Michaele Schreyer, finanzpolitische Sprecherin der Bündnisgrünen, einen Baustopp für die 270 Millionen Mark teuren Schwimmhallen gefordert. Die ungeklärten hohen Betriebskosten würden den defizitären Landeshaushalt so enorm belasten, erklärte Schreyer, „daß auf die Eröffnung die Schließung folgt“. Bei einer Stornierung der Aufträge, die bereits bis ins Jahr 1999 vergeben worden sind – darunter etwa die gesamte Grünplanung für das Areal –, könnte der Senat bei der „gigantischen Fehlentscheidung“ über 70 Millionen Mark sparen. Rolf Lautenschläger