Die falsche Blondine

■ Eine Verwechslungskomödie mit einer nicht ganz frischen Grundidee

Wie hilft man einem hysterischen Terrier aus den Rollschuhen? Ganz einfach, gehen Sie „in eine unterwürfige Stellung, vermeiden Sie direkten Augenkontakt“.

Ratschläge wie dieser gehören zur täglichen Routine von Abby Barnes (Janeane Garofalo). Die patente Tierärztin gibt in ihrer Radiosendung unter dem Motto „Die Wahrheit über Katzen und Hunde“ beherzte Hilfe für Herrchen und Frauchen in Not. Abby, mit einer eingängigen Moderatorinnenstimme gesegnet, fühlt sich ansonsten eher stiefmütterlich bestückt. Und um das optisch überzeugend ins Bild zu setzen, wird der kleinen, rundlichen Abby als Kontrastmittel und beste Freundin die blonde Latte Uma Thurman entgegengesetzt. Thurman spielt ihre Nachbarin Noälle, ein verhuschtes Model, das sich für doof hält. Womit die angestaubte Idee, Frauen seien entweder gescheit und unattraktiv oder eben blond, zum etwas plumpen Vehikel des Films wird.

Aber Regisseur Michael Lehmann („Hudson Hawk“, 1991) meint es ganz offensichtlich gut mit der von Minderwertigkeitsgefühlen geplagten Weiblichkeit und inszeniert seine Story als freundliche Komödie. Heraus kommt eine moderne Cinderellageschichte mit viel amourösem Eiertanz. Denn da wäre noch der Werbefotograf Brian (Ben Chaplin), der Abby nur vom Telefonieren kennt und nicht weiß, daß die hinreißende Stimme, mit der er stundenlang per Telefon Kochrezepte austauscht, gemeinsam badet, deren Violinspiel er lauscht und mit der er reichlich Süßholz raspelt, tatsächlich zu einer aparten Brünetten in geschmackvoll kaschierenden Strickensemblen gehört. Lieber läßt Abby ihn in dem Glauben, es handle sich dabei um die elfengleiche Noälle. Und als der etwas trottelige Brian auf den Budenzauber hereinfällt, sind Verwicklungen, Verwechslungen und Peinlichkeiten Tür und Tor geöffnet.

Die beiden Hauptdarstellerinnen verstehen es, einzelne Szenen zu Paradebeispielen rettungsloser Situationskomik zu machen. Vor allem Janeane Garofalo ist die komödiantische Triebfeder des Films. Was diesen, trotz der nicht sehr originellen Grundsituation, dann doch noch zu einem amüsanten Märchen über amouröse Hindernisse macht. Gudrun Holz

„Lügen haben lange Beine“ Regie: Michael Lehmann. Mit Janeane Garofalo, Uma Thurman, Ben Chaplin. USA 1996