Polizisten nach Hitlergruß suspendiert

■ Bayerisches Innenministerium suspendierte sieben Beamte, die bei politischen Demonstrationen eingesetzt werden. Sie hatten sich beim Hitlergruß fotografiert

Nürnberg/Berlin (taz) – Das bayerische Innenministerium hat gestern bekanntgegeben, daß es sieben Nürnberger Bereitschaftspolizisten vom Dienst suspendiert hat. Sie stehen im Verdacht, bei einer feucht-fröhlichen Feier am 12. August Nazilieder gesungen und mit gerecktem Arm „Heil Hitler“ gerufen zu haben. Die sechs Polizeiober- und ein Polizeimeister im Alter von 25 bis 23 Jahren hatten sich dabei gegenseitig fotografiert. Der Vorfall wurde durch das Fotolabor bekannt, das den Film entwickelte. Die Angestellten verständigten die Polizei.

Das bayerische Innenministerium leitete außerdem ein Disziplinarverfahren ein. Ministeriumssprecher Christoph Hillenbrand nannte die Fotos gestern „sehr kompromittierend“. Sie seien „so belastend“, daß ihre Veröffentlichung geeignet sei, „dem Ansehen der bayerischen Polizei schweren Schaden zuzufügen“.

Auf den Bildern, so Hillenbrand, wirke die Feierrunde „schwer alkoholisiert“. Die Menge und der Promillegehalt der genossenen Getränke seien anhand der ebenfalls abgelichteten Flaschen zu erkennen. Den Hitlergruß hatten die in Dienstmützen und -mänteln Feiernden trotzdem noch zustande gebracht. Der sei, so Hillenbrand, „wegen des Umfeldes“ eindeutig als solcher auszumachen. Zur Dekoration der Feier hatte unter anderem ein Transparent mit einem Konterfei des am 17. August 1987 gestorbenen Führer- Stellvertreters Rudolf Heß gehört. Was sonst noch auf den Fotos zu sehen ist, wollte Hillenbrand nicht „im Detail“ schildern, es handele sich aber deutlich um „eher exzessives Verhalten“. Die Beamten hätten behauptet, Anlaß der Feier sei ein Abschiedsfest gewesen, so der Ministeriumssprecher. Das entlaste sie aber nicht. Innenstaatssekretär Hermann Regensburger stellte in einer eiligen Presseerklärung fest, daß Polizeibeamte dem Ansehen ihrer Behörde weder innerdienstlich noch im Privatleben schaden dürften: „Nichts aber schadet mehr, als wenn Anlaß zu Vorwürfen gegeben wird, die in Richtung braunes Denken und soldateskahaftem Verhalten gehen.“ Innenminister Günther Beckstein hat die Disziplinarmaßnahmen gegen die Beamten „ausdrücklich gebilligt“.

Die Nürnberger Staatsanwaltschaft verzichtete bisher auf eigene Ermittlungen, weil die „Entgleisung“ nicht öffentlich stattgefunden habe. Die betroffenen Beamten gehören zu einem der beiden „Unterstützungskommandos“, die bei politischen Demonstrationen eingesetzt werden. Sie behaupteten, sie hätten nur den Charly- Chaplin-Film „Der große Diktator“ nachspielen wollen. Heide Platen