Der Chef hat ein Sekret

■ "Macke mal so und so": Beim 4:2 der Bayern gegen Leverkusen gibt Lothar Matthäus seinem Trainer gute Tips

München (taz) – Es erschien einem wie einer dieser lästigen Verwandtenbesuche. Die einen waren glücklich, alle ihre Lieben um sich zu haben, herzten und liebkosten sich in verschiedenen Abständen. Die anderen brachten den Besuch artig hinter sich, stets darum bemüht, die Balance zwischen möglichst geringem Energieverbrauch und dem Vermeiden einer totalen Blamage zu halten.

4:2 besiegte der FC Bayern die Balltreter aus Leverkusen und bedankte sich hernach sehr herzlich für den Besuch. Was Leverkusens neuer Vorturner Christoph Daum auch für angemessen hielt, schließlich seien sie sehr brave Gäste gewesen. Eine „teilweise undiskutable Leistung“ habe seine Mannschaft geboten. Zweikampf sei an diesem Abend wohl eher ein Fremdwort für sie gewesen. Ungewohnte Töne von einem, der seit seiner Rückkehr vom Bosporus als begabtester Heißmacher der Szene gehandelt wird. Hatte „Psycho Daum“ (Bild) etwa an seinem Team vorbeimotiviert?

So manchem Münchner merkte man an, wie befreiend das Ende der Regentschaft Ottos wirken kann. Und hätten sich die Bayern zwischenzeitlich nicht der unerträglichen Leichtigkeit des Seins hingegeben, hätte das Arbeitsgerät sicher noch öfter den Weg ins Leverkusener Tor gefunden.

Die allerorts gefürchtete „Daumagie“ scheint nach zwei Niederlagen in Folge jedenfalls erst einmal eingedämmt. Und so versuchte sich Daum mit Rechenaufgaben aus der Affäre zu ziehen. „Am Anfang haben wir zehn Schritte nach vorne gemacht. Jetzt wieder fünf zurück“, sagte der Hobby-Mathematiker. Macht „fünf nach vorne“. Richtig, Herr Daum. Also alles halb so schlimm.

Währenddessen plapperte Kollege Trapattoni am alten neuen Arbeitsplatz munter vor sich hin. Was es denn mit Matthäus während des Spiels zu bereden gegeben habe, wollten die Journalisten wissen. Das sei ein „Sekret“, sagte der Trainer. Und noch bevor sein Nachbar richtigstellen konnte: „Er meint secret, Geheimnis“, schickte sich Trapattoni an, selbiges zu lüften: „Hey, Meister“, habe der Kapitän gesagt, „macke mal so und so.“ Dabei habe er das alles längst mit seinem Co-Trainer besprochen gehabt, sagte der italienische Coach mit breitem Grinsen. Und genau deswegen lieben sie ihn so, die Bayern, ihren Trapattoni. Otto Rehhagel hätte dieses „Sekret“ nicht verraten. Nina Klöckner

Bayer 04 Leverkusen: Heinen - Nowotny - Wörns, Happe - Rydlewicz, Ramelow, Lehnhoff (63. Neuendorf), Sergio, Nico Kovac - Feldhoff, Meijer (86. Cardoni)

Zuschauer: 48.000, Tore: 0:1 Sergio (25.), 1:1 Zickler (27.), 2:1 Helmer (38.), 3:1 Klinsmann (45.), 4:1 Rizzitelli (49.), 4:2 Feldhoff (53.)

FC Bayern München: Kahn - Babbel, Matthäus, Helmer, Ziege - Zickler, Strunz, Nerlinger, Witeczek (83. Münch) - Klinsmann, Rizzitelli (55. Scholl)