Ost-Grüner tritt gegen Trittin an

■ Michael Rost aus Sachsen-Anhalt werden so gut wie keine Chancen eingeräumt - seine Kandidatur ist nicht mit den ostdeutschen Landesverbänden abgestimmt. Claudia Roth wird nicht Sager-Nachfolgerin

Magdeburg/Berlin (taz) – Der Sprecher der bündnisgrünen Landtagsfraktion von Sachsen- Anhalt, Michael Rost, hat am Donnerstag überraschend seine Kandidatur für den Bundesvorstand von Bündnis 90/Grüne angemeldet. „Ich will nicht auf den freigewordenen Stuhl von Krista Sager“, sagte er, „sondern ich werde in einer Kampfkandidatur gegen Jürgen Trittin antreten.“ Angesichts der Dreifachquotierung Mann/Frau, West/Ost und Realo/ Fundi rechnet sich Rost damit die größten Chancen aus: „Trittin ist schließlich keine heilige Kuh.“

Rost, auf Bundesebene so gut wie unbekannt, tritt mit seiner Kandidatur an, um den ewigen Richtungsstreit zwischen Fundis und Realos endlich beenden zu helfen. „Diese Strömungskämpfe haben die Partei immer wieder inhaltlich gelähmt“, sagt er. „Ich fühle mich weder der einen noch der anderen Richtung zugehörig und will die verkrusteten Strukturen aufbrechen, in denen die beiden Flügel sich selbst gefangenhalten.“ Mit seiner Kandidatur will der 40jährige Diplomingenieur den ostdeutschen Parteimitgliedern wieder eine Repräsentanz im geschäftsführenden Bundesvorstand schaffen.

Doch gerade das wird Rost mit seinem Vorstoß kaum erreichen. Und Chancen, gegen Trittin zu gewinnen, hat er auch so gut wie keine. Seine Kandidatur ist mit keinem einzigen ostdeutschen Landesverband abgesprochen. Offiziell unterstützt wird er bislang nur vom Kreisverband Magdeburg. Einige Landesvorsitzende sind über Rosts Vorgehen sogar verärgert. „Dieses Vorpreschen ist wenig hilfreich“, sagte Olaf Möller, Landesvorstandssprecher in Thüringen, der taz. Wenn „irgendwelche Leute“ vorgeschickt würden und dann verlieren, bestehe die Gefahr, daß am Ende überhaupt kein Ostdeutscher gewählt werde. Erst am Montag hatten sich die Chefs der ostdeutschen Landesverbände darauf verständigt, weiter nach einer Frau aus dem Osten für den Posten des Bundesvorstandssprechers zu suchen.

Claudia Roth (42), Fraktionsvorsitzende der Grünen im Europaparlament, steht als Nachfolgerin von Krista Sager nicht zur Verfügung. „Das steht überhaupt nicht zur Debatte“, sagte sie gestern zu entsprechenden Spekulationen. Roths Kandidatur hätte die Wiederwahl Trittins gefährdet, da sie beide dem linken Parteiflügel angehören. Als Sager-Nachfolgerin wünscht sich Roth eine „kräftige Frau, die die gesamtdeutsche Partei und Bewegung glaubwürdig repräsentieren kann“. Das müsse nicht notwendig eine Ostdeutsche sein. „Und Jürgen Trittin muß weitermachen.“ Uwe Ahlert/Jens König