„Eine globale Bedrohung“

■ Hans Hurni, Präsident der Weltvereinigung für Boden- und Wasserschutz in Bern, fordert eine nachhaltige Bodennutzung

taz: Herr Hurni, welchen Stellenwert hatte der Boden bisher in der internationalen Diskussion über Umweltprobleme?

Hans Hurni: Auf dem Umweltgipfel in Rio de Janeiro 1992 standen Luft, Wasser und Biodiversität im Vordergrund der Diskussion. Die Ressource Boden wurde völlig vernachlässigt und die Probleme als lokal angesehen. Das war, so wissen wir heute, eine klare Fehleinschätzung. In ihrer Summe bilden die vielen lokalen Bodenprobleme heute eine globale Bedrohung.

Wie äußert sich diese Bedrohung?

Dazu kann ich Ihnen ein Beispiel nennen: Im Jahr 1980 kamen noch 350 Kilogramm Getreide auf jeden Kopf der Weltbevölkerung. Heute sind es nur noch 290 kg. Tendenz weiter sinkend. Die Bodenzerstörung ist maßgeblich für diese Entwicklung verantwortlich.

Worauf konzentriert sich derzeit die internationale Bodendebatte?

In erster Linie gilt es herauszufinden, wo die Probleme in den einzelnen Ländern liegen und was die Ursachen dieser Probleme sind. Wir haben es dabei mit extrem unterschiedlichen Situationen zu tun. Während in Ländern wie Österreich oder Schweden beispielsweise schon flächendeckende Untersuchungsergebnisse über die Belastung mit Schwermetallen vorliegen, ist in Turkmenistan oder Usbekistan noch gar nichts in dieser Richtung unternommen worden.

Zu welchen konkreten Ergebnissen sind Sie und die anderen Teilnehmer der Konferenz gekommen?

Die Ressource Boden muß nicht nur auf lokaler, sondern auch auf internationaler Ebene geschützt werden. Hierzu benötigen wir eine Konvention zur nachhaltigen Bodennutzung, vergleichbar mit den Konventionen zur Biodiversität und zum Klima. Nur so kann der Diskussionsprozeß in die politischen Entscheidungsebenen eingebracht werden. Interview: Michael Obert