Gleich ist nicht dasselbe

■ Fachtagung: Was hat das Suchtverhalten mit dem Geschlecht zu tun?

Was hat das Geschlecht mit dem Suchtverhalten zu tun? Dieser Frage gingen rund 300 Fachfrauen und -männer aus Hamburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Hol-stein bei einer Tagung zum Thema „Das Gleiche ist nicht dasselbe“ in Hamburg nach, die gestern endete.

Mädchen und Jungen „nutzen“ Zigaretten, Tabletten, Alkohol und Drogen auf unterschiedliche Weise und aus unterschiedlichen Gründen. Während von den rund drei Millionen Alkohol- und Drogenabhängigen in Deutschland nur ein Drittel Frauen sind, sind sie überproportional stark unter den Medikamentenabhängigen vertreten. Es ist nicht die Biologie des Geschlechts, die zum unterschiedlichen Konsumverhalten führt, darin waren sich die ReferentInnen einig. Es sind die Vorstellungen von dem, was Weiblichkeit oder Männlichkeit ausmacht, und die Erwartungen, die daran geknüpft werden.

So machten Mädchen ihr Selbstbewußtsein immer noch von ihrem Körper abhängig, was sie extrem anfällig für Verunsicherungen mache, so die Oldenburger Professorin Karin Flaake. Denn Untersuchungen zeigen, daß die meisten Mädchen nicht mit ihrem Aussehen zufrieden sind. Hierin liege die Ursache für ein problematisches Eßverhalten, über das einige Mädchen und Frauen Eß- oder Magersucht entwickeln. Etwa 95 Prozent der Betroffenen sind weiblich.

Die Freiburger Professorin Cornelia Helfferich zeigte den Trend auf, daß junge Frauen darüber hinaus den Beruf immer mehr in den Mittelpunkt ihres Lebens stellen. Da sie aber Opfer einer restriktiven Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik seien, liege darin ein gewisse Suchtgefährdung begründet.

Männer sind dagegen nach Ansicht des Bremer Drogenberaters Anton Bartling prädestiniert für den Gebrauch von Drogen, die ein „Nach-Außen-Agieren“ – sei es durch Aggressivität oder Leistungs-steigerung – fördern: „Böse Buben finden ihre bösen Drogen.“

Diese Unterschiede machten eine differenzierte Suchtprävention erforderlich. Gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse, welche pädagogischen Mittel präventiv wirken, gibt es nicht. Adelheid Krämer vom Mobilen Team zur Suchtprävention des Landesjugendamtes Berlin vertrat die These, daß wirksame Prävention viel mit der Steigerung von Selbstwertgefühl zu tun hat. Patricia Faller