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■ Rosi Rolands Bremer GeschichtenJanknecht muß bleiben

Hans Janknecht darf sich freuen. Nach den Durchsuchungen hat er zwar bundesweit öffentlich heftige Prügel bezogen – aber Folgen wird seine aberwitzige Durchsuchungsorgie vorerst nicht haben. Das Justizressort will kein Disziplinarverfahren einleiten. Weil dann ja rauskommen könnte, in was für einem maroden Zustand die Ressortspitze ist: Ein Senator Scherf, der meint, er könnte mal eben mit links die Behörde leiten, ein Staatsrat Göbel, der immer mal wieder von seinem Chef eins drüberkriegt, dafür aber zum Beispiel von der Staatsanwaltschaft ignoriert wird, und eine Verwaltung und Staatsanwaltschaft, die im Zweifel macht, was sie will. Da kann ein Janknecht gut leben.

Obwohl: der Mann müßte sich sowieso keine Gedanken machen. Der Mann hat nämlich nebenbei noch eine Passion, mit der sich – bei einigem Glück – viel Geld verdienen läßt. Hans Janknecht ist nämlich ins Musikbusiness eingestiegen.

Im Frühjahr hat so manche Bremer Radioredaktion ein interessantes Schreiben bekommen. Unter dem Briefkopf des Genaralstaatsanwalts pries der eine aufstrebende Vokalkünstlerin an. Und das war – anschnallen, Türen schließen selbsttätig – die Gattin eben jenes Generalstaatsanwalts. Die hatte eine CD mit lustigen sopranisierten Weisen aufgenommen, und diese CD sollte nun unbedingt dem Bremer Radiopublikum zu Ohren gebracht werden.

Und weil so manche Bremer Radioredaktion einen untrüglichen Sinn für's Schrille hat, und weil es bei der Hansawelle die Sendung 18-20 gibt, wo vom Kegelclub bis zum Kegelclub alle ins Studio eingeladen werden und Programm machen dürfen, wurde das Ehepaar Janknecht ins gläserne Studio K in der Obernstraße eingeladen.

Es gab wohl kaum eine Sendung, die so begeisterten Zuspruch in Bremer Justizkreisen gefunden hätte, wie diese. Herr und Frau Janknecht hatten sich zwar hörbar wenig zu sagen, und Frau Janknecht dem Publikum noch viel weniger. Dafür aber wurden die süßesten Stückchen aus ihrer CD vorgeführt. Und weil es so schön schräg war, waren am Ende alle froh.

Was sich da für Möglichkeiten egeben könnten. Junge Punkbands zum Beispiel könnten mal ganz anders mit der Justiz in Kontakt kommen. Ein netter Anruf bei Janknecht genügt, und schon holt der sein Briefpapier aus der Schublade und managt drauflos. So gesehen: Der Mann muß da bleiben! Findet Ihre

Rosi Roland

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