■ Vorschlag
: Kunst wird Computerspiel: Plasmapaarung in Prenzlberg

Die Allianz zwischen Computer und Malerei wird immer beliebter. Zumindest in der Berliner Kunstszene sind mittlerweile alle Berühungsängste beseitigt, wie spätestens seit dem „Male Strip Show“- Konzept von Jim Avignon und der freien Multimediagruppe Eyeyou klar wurde. Die 23jährige Mina Hagedorn, maßgebliche Drahtzieherin der Gruppe, hat nun nach den „Soundpostcards from Berlin“ ihr drittes interaktives Computerspiel ausgeheckt. Für die Bildgestaltung hat sie den Berliner Künstler und „Partydekorateur“ Dag verhaftet, dessen Werke bereits zahllose Berliner Szenelokale verschönerten. Für den Künstler, der bislang nach eigener Aussage noch „nüscht mit Computern und so am Hut hatte“, war die Zusammenarbeit mit den Multimedialeuten ebenfalls ein Experiment.

Das Spiel geriet zu einer absonderlichen Mischung aus Biologieunterricht für Anfänger und Kunstunterricht für Fortgeschrittene: In einem orangefarbenen „Plasma“, dessen Grundmuster unweigerlich an diverse Jugendzimmertapeten der 70er Jahre erinnert, schwimmen paarungsbereite Zellen, sogenannte „Großstadtamöben“, die der Spieler per Mouseclick miteinander verkuppeln soll. Um die Paarung ein wenig zu erschweren, wurde jeder Amöbe ein bestimmter „Großstadtcharakter“ zugeschrieben. Der „Phlegmatiker“ steht laut Spielplan meistens in einer Ecke herum. Ihn dann mit dem „zickig provokanten“ Girlie in die Federn schicken zu wollen ist nahezu aussichtslos. Ist die Fortpflanzung jedoch einmal geglückt, ändert sich nicht nur die Optik auf dem Bildschirm, sondern auch der Sound. Fünf verschiedene Beats und diverse Klangeffekte lassen sich, je nach Paarungsbereitschaft der Amöben, zu etlichen Soundvariationen kombinieren. Dags Bilder erhalten so jedenfalls eine neue Dimension: „Am Ende hat man einen konfusen Salat organischer Formen und Klänge. Das ist so richtig schön urban!“ Kirsten Niemann

31.8., von 15 Uhr bis 21 Uhr im „stall“, Kastanienallee 84, Prenzlauer Berg. Das „Dagtolyse“-Kunstspiel kann man auf der Ausstellung zum Selbstkostenpreis auf Diskette erwerben. (Internetadresse: http://www.inx.de/iu/ )