Pfefferberg auf neuem Kurs

Kulturzentrum stellte gestern neues Überlebenskonzept vor, das auf öffentliche Subventionen verzichtet und auf kommerzielle Nutzung setzt  ■ Von Kathi Seefeld

Gründerzeitstimmung herrscht wieder am Pfefferberg. Zum x-tenmal seit 1990 legten gestern die Betreiber des Kulturzentrums an der Schönhauser Allee 176 ein Konzept vor, das sie in die Lage versetzen kann, von dem mehr als 13.000 Quadratmetern großen Areal der ehemaligen Brauerei Pfeffer endgültig Besitz zu ergreifen. Der Erwerb des Geländes, das zu gleichen Teilen dem Bund und dem Land Berlin gehört und derzeit von der Optima, einer hundertprozentigen Tochter der Wohnungsbaugesellschaft im Prenzlauer Berg (WiP), verwaltet wird, war in der Vergangenheit immer wieder gescheitert. Warum man nun bessere Chancen für den Erwerb sieht, begündet der Pfefferberg-Geschäftsführer Heinrich Pieper: „Einerseits hatte der Bund jahrelang überzogene Forderungen für seine Hälfte am Besitz aufgemacht und erst sehr spät gemerkt, daß er das Gelände gar nicht braucht. Andererseits rechneten wir bislang immer mit einer hohen Summe öffentlicher Fördermittel. Darauf werden wir nunmehr verzichten.“ Die Konsequenzen liegen auf der Hand. Statt der bislang am Pfefferberg hochgehaltenen Idee der gleichberechtigten Mischnutzung von Kultur, Sozialem und Gewerbe, müsse künftig eine 75prozentige kommerzielle Nutzung des Areals den Kulturbereich und die Gemeinwesenarbeit des Pfefferwerks subventionieren. Getrennt habe man sich von der Vorstellung, in die Gewerberäume müßten „arme Bildhauer“ einziehen. Pieper: „Es kann auch ein reicher Steuerberater sein.“

Der Umbau des Geländes wird Millionen verschlingen. Letztlich solle neben zahlreichen Lokalitäten, etwa im ehemaligen Gärkeller oder in den wiederaufzubauenden Schankhallen, vor allem der „gehobene Einzelhandel“ zu finden sein. Ein Interessent, so Pfefferberg-Geschäftsführer Pieper, plane die Errichtung eines Outdoor-Kaufhauses auf dem Gelände. „Damit wird der Pfefferberg Magnet für ein bestimmtes Publikum, das bereit ist, hier nach dem Einkauf auch mal einen Milchkaffee oder ein Bier zu trinken.“ Im Gegensatz zur Kulturbrauerei werde das Angebot am Pfefferberg kleinteilig bleiben. „Statt Multiplex wird man bei uns ein Kino mit nur vier Sälen finden.“ Auch im Kulturbereich werde es nach wie vor keine unmittelbare Konkurrenz geben und die Sozialarbeit am Pfefferberg sei nicht so stark überregional auf bestimmte Gruppen, sondern auf das „hiesige Gemeinwesen“ zugeschnitten.

Erstellt wurde das Konzept, das bis Jahresende zu einem Vorvertrag führen soll, gemeinsam mit der LBD-Baubetreuung, einem Unternehmen, das über Erfahrungen aus der Entwicklung des Mehringhofes und der Stadtwerke Wismar verfügt. Der Bund, so Pieper, habe bereits „Zustimmung zu dem signalisiert, was das Land für richtig hält. Wir sind optimistisch, mit unseren Vorstellungen nunmehr beim Senat durchzukommen.“

Mit ihrem neuen Konzept sind die Pefferwerker unter Umständen nicht die einzigen. Auch der jetzige Verwalter des Geländes, die Optima, ist interessiert am Kauf und habe, so der Optima- und WiP-Geschäftsführer Stefan Grzimek, einige Pläne. Aufgrund „zahlreicher Untermietverhältnisse“, an denen die Wohnungsgesellschaft gerne partizipieren wolle, vor allem aber wegen der im Mietvertrag nicht vorgesehenen kommerziellen Nutzung des Sommergartens, kündigte die Optima vor vier Wochen die Mietverträge. Neue Konditionen hätten die Pfefferwerker bis gestern unterschreiben sollen.

„Die Mietsumme wäre von 60.000 Mark pro Jahr auf das etwa Dreifache gestiegen“, entrüstet sich Heinrich Pieper, der die Betreibung des Biergartens nicht als Kommerz betrachtet. Erhöhte Mieten würden jedoch auch das neue Finanzierungsmodell gefährden, eine Absicht, die die WiP, so ihr Geschäftsführer Stefan Grzimek, nicht verfolge. Der Chef der Wohnungsgesellschaft ist an weiteren Gesprächen mit den Pfefferwerkern interessiert.