Östliche Rettung für den Osten

Die Motorradwerke Zschopau (MuZ) haben einen Investor gefunden. Doch fraglich ist, ob der malaysische Mischkonzern im Erzgebirge fertigen läßt  ■ Von Ulrike Fokken

Fast ein Jahr haben die ArbeiterInnen im Motorrad- und Zweiradwerk (MuZ) Zschopau auf einen Investor gewartet. Am Mittwoch abend war es soweit: Der Mischkonzern Hong Leong Industries Berhad aus Malaysia unterschrieb einen Vertrag mit dem Sequestor des Unternehmens. Bestätigen will dies MuZ erst nächste Woche. Doch auch das sächsische Wirtschaftsministerium, das seit 1993 jährlich zweistellige Millionenbeträge in den maroden Betrieb in Form von Bürgschaften pumpte, hat die Meldung der Chemnitzer Freien Presse dementiert. Die beruft sich auf Rechtsanwalt Bruno Kübler, der die Gesamtvollstreckung (ostdeutscher Name für Konkurs) von MuZ abwickelt.

„Ich glaube erst an einen Investor, wenn ich die trockene Tinte auf dem Papier sehe“, sagte gestern MuZ-Betriebsrat Joachim Haurig. Mit gerade noch 30 KollegInnen sitzt er im MuZ-Werk in Hohndorf bei Zschopau im Erzgebirge. Nachdem das Unternehmen am 12. Juli Konkurs angemeldet hatte, waren nach und nach 140 der ehemals 170 MitarbeiterInnen des MuZ-Rumpfbetriebs entlassen worden. In den vergangenen Wochen hatten sie lediglich noch Ersatzteile versandt und die wenigen Kunden betreut. Montiert haben Haurig und KollegInnen schon seit Monaten keine Motorräder mehr, da Geschäftsführer Petr-Karel Korous das Geld für die Einzelteile fehlte. 10.000 Zweitakter sollten seit 1995 jedes Jahr bei MuZ montiert werden. Verkauft hat Korous im vergangenen Jahr jedoch nur die Hälfte, dieses Jahr waren es gerademal 2.000 Maschinen. „Der malaysische Investor interessiert sich nur für unser deutsches Know-how“, sagt Betriebsrat Haurig. Nur rund 100 der früheren Beschäftigten würden voraussichtlich wieder eingestellt. Hong Leong Industries produziert in Malaysia bereits Motorräder in Lizenz von Yamaha für China und Japan. Der 1964 gegründete Konzern hat seit 1985 kräftig expandiert und in Singapur, Großbritannien, den USA, Hongkong und im eigenen Land Unternehmen dazugekauft. Ursprünglich als Hersteller von Fliesen und Badezimmerkeramik angefangen, kaufte Hong Leong, was Profit versprach: Papierfabriken, Fahrradwerke, Bauunternehmen und eben Motorradwerke. Nach Informationen der Börse in Kuala Lumpur, wo Hong Leong Industries gelistet ist, machte der Konzern 1994 einen Umsatz von 1,16 Milliarden US-Dollar. Ulrike Fokken