Hanseaten werden seziert

2. DFB-Pokal-Runde: Der Karlsruher SC wirft Hansa Rostock mit 2:0 aus dem Pokal und überrascht sich selbst mit neugewonnener Kühle  ■ Aus Karlsruhe Frank Ketterer

In etwa so dürfte sich Winfried Schäfer das vorgestellt haben, als er schon gleich nach dem gewonnenen UI-Cup-Finale über Standard Lüttich seinem KSC „einen Schub auch für die Bundesliga“ wünschte. Vor eineinhalb Wochen war das, und seither haben die Karlsruher wahrlich Schönes geleistet. 3:1 gewonnen in Gladbach, 4:0 zu Hause gegen St. Pauli, und gestern nun ist in der zweiten Runde des DFB-Pokals auch Hansa Rostock Opfer der neuen badischen Fußballherrlichkeit geworden.

Es ist schon erstaunlich, wie sie derzeit aufspielen in Karlsruhe, wie der Ball durch die Reihen gereicht wird, wie sie mit sauberen Pässen und feinen Flanken das Spielfeld in ihren Besitz bringen, so lange, bis der Ball zwangsläufig einmal im Tor landet. „Wir haben die Euphorie aus dem Erreichen des UEFA-Cups mitgenommen“, sagt Mittelfeldmann Thorsten Fink, „durch diesen Erfolg wissen wir endlich, was wir können.“

Wofür der Samstag Beispiel war: Denn immerhin dauerte es 71 Minuten, bis die Karlsruher durch Neuzugang Marc Keller, wie schon gegen St. Pauli bester Mann auf dem Platz, ihren ersten Treffer markierten. Torchancen hatten sie zwar schon zuvor im Dutzend, nur verwandelt wurde keine. Doch wo der KSC vor kurzem noch in Kopflosigkeit verfallen wäre, bleibt er nun seiner spielerischen Linie treu. Es wurde nicht versucht, Rostock über den Haufen zu rennen, sondern die Hanseaten wurden fein seziert. „Im Moment bleiben wir ganz cool“, sagt Fink. „Notfalls wären wir in die Verlängerung und hätten dort gewonnen.“

Für Frank Pagelsdorf keineswegs eine unerwartete Niederlage. „Der KSC ist momentan sehr gut in Schwung“, anerkannte der Hansa Trainer neidlos und gab auch zu, daß ein Sieg der eigenen Elf „den Spielverlauf doch komplett auf den Kopf gestellt hätte“.

In Rostock haben sie sich ohnehin andere Ziele gesetzt für diese Saison. „Der Klassenerhalt in der Bundesliga hat bei uns klare Priorität“, sagt Pagelsdorf. Daß dies nicht nur Tiefstapelei ist, wurde am Samstag bestätigt. Die Dreierkette hat durch verletzungsbedingten Personalwechsel noch wenig Stabilität, im Mittelfeld kehrte erst in der zweiten Halbzeit, als Stefan Beinlich von links hinten ins Mittelfeld beordert wurde, etwas Ordnung ein, vorne konnte einem Jonathan Akpoborie leid tun. Wenn der Nigerianer denn überhaupt einmal einen Ball aus dem Mittelfeld bekam, waren Gegenspieler Schuster oder Metz meist einen Schritt schneller. So mußte der Mann aus Afrika, in der Bundesligarunde schon fünfmal erfolgreich, feststellen, gegen den KSC „keinen guten Tag erwischt zu haben“.

Ein Thema für die Journalisten war Akpoborie am Samstag trotzdem. Was denn nun dran sei, an der Geschichte, daß ein italienischer Erstligaverein Interesse bekundet habe an dem 27jährigen? „Das ist Schwachsinn, total aus der Luft gegriffen“, beteuert der Trainer, „egal wer anruft, er kann gleich wieder auflegen.“ Schließlich soll Akpoborie die Tore zum Klassenerhalt schießen.

FC Hansa Rostock: Bräutigam - Ehlers - Zallmann, Beinlich - Radwan, Hofschneider (46. März), Breitkreuz (46. Barbarez), Weilandt, Studer - Akpoborie, Baumgart (56. Chalaskiewicz)

Zuschauer: 14.000

Tore: 1:0 Keller (71.), 2:0 Dundee (85.)

Karlsruher SC: Reitmaier - Hengen - Metz, Schuster - Keller (87. Krauss), Ritter, Zink, Häßler, Tarnat - Dundee, Kirjakow (84. Carl)