Guerilla überfällt Armee

■ Angriffe in Kolumbien sollen 95 Menschen das Leben gekostet haben

Bogota (AFP) – Bei Überfällen linksgerichteter Guerilleros in Kolumbien sind seit Freitag nach Angaben des Verteidigungsministeriums mindestens 95 Menschen getötet worden. Bei einem Angriff von rund 400 Kämpfern der Untergrundorganisation Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens (Farc) auf einen Polizeiposten in Las Delicias an der Grenze der Departamentos Caqueta und Putumayo wurden 50 Soldaten getötet. 45 wurden als vermißt gemeldet. Weitere Menschen kamen ums Leben, als Guerilleros der Farc und des Nationalen Befreiungsheers (ELN) Polizeistationen und Armeepatrouillen an 26 verschiedenen Orten in allen elf Departamentos des Landes. Die Armee wurde in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Die Zahl der getöteten Zivilisten war zunächst nicht bekannt.

Der Oberbefehlshaber der Armee, Holdan Delgado, sagte, etwa 113 Soldaten seien von dem Überfall auf Las Delicias betroffen. Das Schicksal der meisten von ihnen sei noch unbekannt. Nach dem Überfall am Freitag habe erst am Samstag morgen eine Abordnung des Militärs den in einem Waldgebiet rund 600 Kilometer südlich von Bogota liegenden Stützpunkt erreicht. Die meisten der Angriffe seien gegen abgelegene Armeestützpunkte oder öffentliche Einrichtungen geführt worden.

Der kolumbianische Präsident Ernesto Samper unterbrach eine Reise in Nordkolumbien, um sich mit der Führung der Armee zu treffen. Er kündigte an, die Regierung werde „entschieden und energisch“ reagieren.

Die Angriffe waren überraschend, da die beiden Guerillaorganisationen in den vergangenen Tagen ihre Bereitschaft zu Friedensgesprächen mit der Regierung bekundet hatten. ELN und Farc sind die beiden größten Guerillaorganisationen Kolumbiens. Ihre Offensive fällt mit einer „Woche des Friedens“ zusammen, die von der Katholischen Kirche Kolumbiens und regierungsunabhängigen Organisationen ausgerufen wurde.