Iran verhört Diplomaten

■ Wohnung eines deutschen Attachés gestürmt und Schriftsteller verhaftet

Bonn (AP) – Im Iran ist es Ende Juli zu einem bisher geheimgehaltenen Übergriff gegen einen deutschen Diplomaten gekommen. Iranische Geheimagenten stürmten die Teheraner Wohnung des Kulturreferenten der deutschen Botschaft und nahmen dort sechs iranische Schriftsteller fest. Das Auswärtige Amt bestätigte am Wochenende einen entsprechenden Bericht des Spiegels. Die Agenten sollen Geheimdienstminister Ali Fallahian unterstellt gewesen sein, gegen den seit März wegen des Berliner Mykonos-Anschlags ein deutscher Haftbefehl besteht.

Die Bundesregierung protestierte in Teheran. Bonn habe sich in scharfer Form gegen diesen „eklatanten Bruch“ völkerrechtlicher Grundprinzipien gewandt. Iran habe den Vorfall bedauert und im nachhinein erklärt, er habe auf einem Mißverständnis basiert, sagte ein Außenamtssprecher.

Der Diplomat Jens Gust hatte sechs iranische Schriftsteller und deren Frauen zum Abendessen zu Gast, als Fallahians Agenten die Wohnung stürmten. „Unter Androhung von Gewalt“ sei der deutsche Diplomat in ein Zimmer gesperrt und verhört worden. Zur Begründung der Aktion hätten die Angreifer „Verdacht auf staatsfeindliche Aktivitäten“ angeführt. Fallahian hatte Deutschland nach der Ausstellung des Haftbefehls gegen ihn mit Verschlechterung der Beziehungen gedroht.

Nach Angaben des Spiegels wirft das Bundeskriminalamt (BKA) Iran Staatsterrorismus und „organisierte Kriminalität höchster Ausprägung“ vor. In einem BKA-Bericht heiße es: „Hinter all diesen Straftaten steckt ein souveräner Staat mit der Gesamtheit seiner logistischen Möglichkeiten.“ Das Amt nenne als verdächtige Behörden den Geheimdienst, Innen- und Außenministerium sowie Botschaften und Konsulate.