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Wie kommt das Korn ins Brot?

Landwirtschaftsschule in Osterrönfeld gräbt alte Techniken der Bauern aus: Sensen, Pflügen, Dreschen wie anno dazumal  ■ Von Dorit Koch

Auf Feld und Wiese arbeiten wie anno dazumal – die Deutsche Lehranstalt für Agrartechnik (DEULA) Schleswig-Holstein GmbH in Osterrönfeld (Kreis Rendsburg-Eckernförde) setzt auf Nostalgie. „Wir graben alte Techniken der Landwirtschaft wieder aus, um dieses Kulturgut zu bewahren“, sagt Agraringenieurin Michaela Stärk. „Auf diese Methoden wird die moderne Landwirtschaft zwar nicht zurückgreifen, sie sollen aber dennoch nicht in Vergessenheit geraten.“

Verschiedene Kurse bieten seit diesem Jahr einen Einblick in die Arbeitswelt auf dem Lande vor 50 bis 100 Jahren. Vom Getreideanbau bis zum Reetdachdecken reicht das Angebot. Die alten Methoden werden dabei aber nicht nur vorgeführt, sondern richtig erlernt. Stärk: „Bei uns nehmen die Teilnehmer selbst die Sense in die Hand.“ Vereine, die es eher auf Belustigung abgesehen haben, seien hier fehl am Platz. „Wir wollen Leute, die mitmachen.“ Besonders begeistert seien die TeilnehmerInnen, wenn das Pflügen auf dem Programm steht.

In den jeweils am Wochenende angebotenen Kursen wird gepflügt, gesät, geerntet und gedroschen. Die einzelnen Seminare sind über den ganzen Jahreslauf verstreut. „Die Teilnehmer sollen vom Anfang bis zum Ende dabei sein, von der Saat bis zur Ernte“, erklärt Stärk. „Viele Leute wissen ja gar nicht mehr genau, wie das Korn in das Brot kommt.“ Derzeit laufen bereits fünf Kurse mit je maximal 15 TeilnehmerInnen.

Ob Postbote, Arzt oder Pastor – keineswegs nur Leute aus der Landwirtschaft interessierten sich für die alten Techniken. Auch beim Alter der TeilnehmerInnen gebe es keine Grenzen. „Zu uns kommen junge Leute, für die das alles neu ist, aber auch ältere Bauern, die noch einmal wie früher arbeiten wollen“, erzählt die Agrar-ingenieurin.

Doch nicht nur inhaltlich soll an alte Zeiten erinnert werden. Das Freilichtmuseum Molfsee bei Kiel und ein Reetdachhaus am Heidberg bei Rendsburg sorgen bei den Kursen für das passende Ambiente. In der Küche werden traditionelle Gerichte Schleswig-Holsteins gekocht. Auf den Tisch kommen zum Beispiel Mehlbeutel mit heißen Kirschen oder Buchweizengrütze. Der Preis für einen Wochenendkurs beträgt 220 Mark.

Im nächsten Jahr will die DEULA ihr Angebot unter anderem um Ferienkurse für Familien sowie Projektwochen für Schulklassen erweitern.

Vor allem für Kinder soll es mehr Möglichkeiten geben. Sie können dabei eine Menge lernen, weiß Stärk: „Auf diese Weise erhalten Kinder einen Bezug zur Natur und können sich selbst betätigen.“ Eine Schulklasse habe zum Beispiel bereits ein Mini-Fachwerkhaus gebaut. „Das hat den Kindern unwahrscheinlich viel Spaß gemacht“, erzählt Stärk.

Deutsche Lehranstalt für Agrartechnik (DEULA), Osterrönfeld, 04331 / 847910

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