Kirche klärt über Esoterikszene auf

■ Den Sekten soll mit Meditation und Mystik das Wasser abgegraben werden

Berlin hat sich nach Ansicht des Sektenbeauftragten im Bistum Berlin, Klaus Funke, zu einer Hochburg für sogenannte Psychogruppen und Sekten entwickelt. Durch seine geographische Lage diene die Stadt der Szene auch als „Durchgangsstation“ zu den neuen Bundesländern und Osteuropa, erklärte Funke gestern anläßlich der Informationswochen „Esoterik heute – Esoterik und Kirche“. Die Zahl der Gruppen habe sich stark erhöht, zu mehr als 300 lägen Informationen vor.

In dieser Situation sei die Kirche besonders gefordert, auf die Nöte, Sorgen, Fragen und Ängste der Menschen einzugehen, betonte der Bischöfliche Beauftragte. Ein wichtiger Schritt dazu wäre die Bildung kleiner, intensiver Gemeinschaften, die aber keinen sektenartigen Charakter annehmen dürften. Therapeutische Angebote, geistliche Zentren sowie Gruppen, die sich um Glaubenserfahrung, Meditation und Mystik bemühten, müßten ausgebaut werden. Mit den heute im Dominikanerkloster St. Paulus, Oldenburger Straße 46 in Tiergarten, beginnenden Informationswochen (bis 17. September) wollen der Arbeitskreis Neue Jugendreligion und die Diözesanakademie Berlin über die Esoterikszene aufklären. Fachleute halten Vorträge und Seminare.

Esoterik war früher ein Oberbegriff für geheime Kulte und Weihen. Heute ist er zu einem „Sammelbecken“ für sehr unterschiedliche Praktiken und Gruppierungen geworden, wie Funke betonte. Zu den zentralen Elemten gehörten so unterschiedliche Dinge wie Parapsychologie, Mystik, Meditation, diverse Therapien, Astrologie und Magie. Die Grenzen zu Okkultismus und Schwarzer Magie seien fließend. Ähnlich wie religiöse Jugendgruppen werbe Esoterik mit dem Versprechen, alle Probleme lösen zu können.

Eine Gefahr sieht Funke vor allem für Menschen mit ernsten psychischen oder gesundheitlichen Problemen, die Hilfe bei dubiosen Heilern oder unqualifizierten Therapeuten suchen. Sehr viele „Abzocker“ machten hier eine „schnelle Mark“, krisierte der Sektenbeauftragte. Bei esoterischen Ausbildungskursen würden zum Teil „astronomische Summen“ verlangt. Geradezu unverantwortlich sei dabei die teilweise kategorische Ablehnung der klassischen Schulmedizin.

Ein Verbot von Sekten und Psychogruppen sei nicht die Lösung des Problems, betonte die Berliner Sektenbeauftragte Anne Rühle. Die Anbieter derartiger Seminare und Kurse sollten vielmehr verpflichtet werden, deren Inhalte, Methodik und Ziele offenzulegen. Nur so könnten die Teilnehmer wissen, was ungefähr sie erwarte. ADN