Ecstasy-Prozeß hat begonnen

■ Seit gestern müssen sich zwei 23jährige vor Gericht verantworten. Ihnen wird vorgeworfen, Tabletten von Holland nach Berlin geschmuggelt zu haben.

Vor dem Berliner Landgericht hat gestern ein Prozeß gegen zwei 23jährige begonnen, denen der Handel und Schmuggel von Ecstasy-Tabletten in mehreren Fällen im Zeitraum von drei Jahren zur Last gelegt wird.

Den beiden Angeklagten, die seit dem Frühjahr in Untersuchungshaft sitzen, wird von der Staatsanwaltschaft insbesondere vorgeworfen, zwei Fahrten ins niederländische Maastricht gemacht zu haben, wo sie einmal 1.000 und einmal 2.000 bis 3.000 Ecstasy- Tabletten für umgerechnet 5,30 Mark pro Stück eingekauft hätten, um diese in Berlin mit Gewinn weiterzuverkaufen (der erlösbare Marktpreis für eine Ecstasy-Tablette betrug vor zwei Jahren etwa 30, heute beträgt er etwa 12 Mark).

Die beiden Beschuldigten wollten sich zum Prozeßauftakt allerdings noch nicht zu den Anklagepunkten äußern, da der Anwalt des Angeklagten Klaus Z. durch einen kurzfristig eingesprungenen Kollegen vertreten wurde.

Zur Verhandlung kam gestern deshalb nur der Lebenslauf der beiden Angeklagten. Die beiden 23jährigen haben neben ihrem Alter noch gemeinsam, daß sie im Osten Berlins aufgewachsen sind und beide eine Lehre als Koch abgebrochen haben. Während der Angeklagte Alexander D. seine „Entgleisung“ mit dem Zeitpunkt der gescheiterten Lehre – er wurde von seinem Ausbildungsbetrieb gefeuert – in Zusammenhang brachte, erzählte Klaus Z., daß ihn der Unfalltod seiner Freundin aus dem Gleichgewicht gebracht habe. Z. erzählte auch, daß es einen gewissen Stefan F. gegeben habe, der „uns im Osten Drogen schmackhaft gemacht hat“. Beide Angeklagten verkehrten nach eigenen Angaben in der Techno-Szene und konsumierten neben Ecstasy auch LSD und Haschisch.

Für die Angeklagten war der gestrige Termin nicht der erste mit der Justiz: Beide mußten sich schon wegen Körperverletzung und Ladendiebstahls verantworten. Klaus Z. wurde vor drei Jahren außerdem schon einmal wegen Besitzes von und Handels mit Haschisch, LSD und Ecstasy zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt.

Alexander D., der noch im Frühjahr 1989 mit seinen Eltern von Pankow nach Berlin West übergesiedelt war, erzählte, daß er mit seinem Vater Probleme gehabt und in den letzten drei Jahren nicht mehr zu Hause gewohnt habe, sondern – mal hier mal da – bei Freunden untergeschlüpft sei. Eine Zeitlang bewegte er sich im Hooligan- Umfeld des Fußballklubs BFC. Seit er im Westen lebte, habe er kaum noch Sport getreiben, während er im Osten unter anderem Fußball und Tennis gespielt habe. Christian Meseth