Last Night of the Wirtschaftsförderung

■ Scorpions, die zweite: Justus-Frantz-Konzerte sollen mit 250.000 Mark bezuschußt werden Nachhinein

Schön war–s, als am vorletzten Wochenende rund viereinhalb tausend BremerInnen auf der Galopprennbahn Justus Frantzens Pianistenmähne bewunderten und der „Philharmonie der Nationen“ bei der ersten Bremer „Last Night Of the Proms“ lauschten. So schön. Weniger schön wird das Wochenende für das Heer der gebeutelten Bremer SteuerzahlerInnen. Morgen kommen nämlich die Wirtschaftsförderungsausschüsse zusammen. Und was die ParlamentarierInnen gestern in der Post hatten, das hat es in sich. Mit satten 250.000 Mark soll eine dreiteilige Konzertreihe mit Frantz und dem Orchester bezuschußt werden, hat Wirtschaftssenator Hartmut Perschau (CDU) beantragt. Scorpions, die zweite. Eine „Fehlbedarfsfinanzierung“ über genau die Hälfte der gesamten Kosten. Nur daß das erste und teuerste Konzert schon über die Bühne gegangen ist. Am 23. August nämlich, auf der Bremer Galopprennbahn. Und bei diesem Geld wird es, das ist schon heute absehbar, nicht bleiben. Denn die Konzertveranstalter haben messerscharf mit den Einnahmen aus vollbesetzten Stuhlreihen kalkuliert - nur das Open Air auf der Galopprennbahn, wohin 5.000 der insgesamt kalkulierten 8.000 BesucherInnen kommen sollten, war schon mal nicht ausverkauft.

Nach dem Rennbahn-Konzert soll es zwei weitere Konzerte geben, und zwar am 12. März und am 13. Juni in der Glocke. Veranstalter ist eine Gemeinschaft aus der Philharmonie der Nationen, der Trompeten Akademie Werder, dem Konzertveranstalter KPS, der Glocke Veranstaltungs GmbH und dem Bremer Rennverein. Und die Truppe hat kalkuliert: „Von den Gesamtkosten für die Konzertreihe in Höhe von 500.000 Mark können voraussichtlich 250.000 Mark durch Einnahmen aus Eintrittsgeldern finanziert werden“, heißt es in der Perschau-Vorlage für die Wirtschaftsförderungsausschüsse. Und deshalb habe die Organisationsgemeinschaft einen Zuschuß aus dem Veranstaltungsfonds des Wirtschaftspolitischen Aktionsprogramms (WAP) beantragt. Wobei der Zuschuß genau die Hälfte der Kosten deckt. Zum Vergleich: Bei dem Bremer Musikfest mit einer ganzen Serie von 37 künstlerisch anspruchsvollen Veranstaltungen gibt es bei einem Umsatz von 3,8 Millionen gerade einen Zuschuß des Senats von 800.000 Mark, also weniger als 25 Prozent.

Für den satten 50-Prozent-Zuschuß macht das Wirtschaftsressort ordentlich Stimmung: den Förderkreis der Philharmonie der Nationen zieren Namen wie Helmut Schmidt und Richard von Weizsäcker. „Insbesondere das Open Air „Last Night Of The Proms“ stellt sowohl für das Publikum als auch für die Medien ein interessantes Ereignis dar“, heißt es aus dem Hause Perschau. Die in Hamburg aufgeführten Prom-Konzerte seien begeistert aufgenommen worden.

Nachfrage in Hamburg: Hat es je öffentliche Zuschüsse für die Hamburger Prom-Konzerte gegeben? „Ich habe bei uns im Hause überall rumgefragt“, sagt der Sprecher der Hamburger Kulturbehörde. „Dafür hat es keine Subventionen gegeben“. Das wiederum steht nicht in der Vorlage. Dafür empfiehlt der Wirtschaftssenator den Abgeordneten, sie mögen dem Zuschuß aus dem Fördertopf für „überregional bedeutsame Veranstaltungen“ zustimmen.

Das große Konzert, das die meisten Kosten geschluckt hat, ist derweil vorbei. Allein die Kosten für die Open-Air-Bühne sind mit 40.000 Mark kalkuliert. Schlicht nachträglich sollen die Mitglieder der Wirtschaftsförderausschüsse dieser Subvention zustimmen.

Dabei schmort die Vorlage seit fast einem Monat im Wirtschaftsressort. Am 7.8. bereits, reichlich kurzfristig, aber immerhin noch rechtzeitig vor dem ersten Konzert, hatte das Wirtschaftsressort seine Vorlage für den Ausschuß fertig. In der Post war das Papier gestern. Entschieden werden soll morgen – über die Finanzierung eines Konzerts, das vor eineinhalb Wochen stattgefunden hat. Im Wirtschaftsressort war dazu gestern keine Stellungnahme zu bekommen. J.G.