Klinikzentrum für Strohmänner

■ Betreiber des Geriatriezentrums in Buch verkauft Mehrheitsanteile an Hamburger Unternehmensgruppe

Das Geriatriezentrum in Buch soll nach der Forderung der Bündnisgrünen und der SPD einen neuen Träger bekommen. Nachdem der ursprüngliche Betreiber – die „Kleeblatt-Gruppe“ – aus Finanznöten ihre mehrheitlichen Anteile an die Marseille-Kliniken AG verkauft hat, hält es der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen, Bernd Köppl, „für nicht akzeptabel“, daß zukünftig eine „unbekannte Gruppe“ das Geriatriezentrum betreibe.

Chef von „Kleeblatt“ ist der Ex- CDU-Fraktionsvizevorsitzende Manfred Preuss. Preuss ist in der Klinik-Branche kein Unbekannter. Bereits 1993 hatte Preuss in Cottbus den Zuschlag für den Bau einer Herzklinik bekommen. Die Klinik wurde jedoch nicht gebaut, die Betreibergesellschaft arbeitet bis heute in einem dem Cottbuser Krankenhaus angeschlossenen Container. Ebenfalls wegen Finanzierungsschwierigkeiten hatte die Marseille-Kliniken AG im Juli die mit Millionenschulden belastete Cottbuser Kleeblatt-Betreibergesellschaft übernommen.

Nach Auskunft Köppls habe Preuss Ende 1994 vom Land, das vorher Träger war und jetzt immer noch Eigentümer ist, unter sechs Bewerbern den Zuschlag für die Betreibung des Geriatriezentrums bekommen, weil er ein „attraktives Konzept“ vorgelegt habe. So wollte Preuss zusätzlich zum Altenzentrum eine Tagesklinik, betreute Wohngemeinschaften und Seniorenwohnungen errichten. Doch die ehrgeizigen Vorhaben sind aufgrund von Geldmangel bisher nicht umgesetzt worden, lediglich das Geriatriezentrum wurde weiterbetrieben.

Köppl beklagte, daß über Preuss, der quasi wie ein „Strohmann“ fungiert habe, die Marseille-Kliniken AG das Zentrum nun weiterbetreiben werde. Er fordert deshalb eine neue Ausschreibung. In Klinikkreisen gilt die Hamburger Gesellschaft als Firma, die „extrem hart wirtschaftlich arbeite“, das Personal sei häufig unqualifiziert. Es werde besonders bei Zulieferbetrieben wie Wäschereien gespart. Die Marseille-Kliniken- Gruppe betreibt über 20 sogenannte Senioren-Wohnparks in Brandenburg, die laut Werbekatalog „den Bewohnern ein Höchstmaß an Zuwendung, Geborgenheit und Komfort“ böten.

Der frühere gesundheitspolitische Sprecher der SPD, Reinhard Roß, hält die Marseille-Kliniken- Gruppe für „höchst suspekt“, die nur nach „lukrativen Immobilien“ suchten. Er plädiert dafür, daß das Zentrum in Buch an einen gemeinnützigen Träger weitergegeben wird: „Der Trägerwechsel muß rückgängig gemacht werden, sonst geht das Zentrum den Bach runter.“

Die Gesundheitsverwaltung prüft jetzt die Vertragsbedingungen auf Zuverlässigkeit. Laut Pressesprecherin Gabriele Lukas, soll herausgefunden werden, ob der neue Betreiber, die Marseille-Kliniken AG, als Träger „geeignet“ sei. Von Manfred Preuss als auch der Marseille-Kliniken AG waren gestern keine Stellungnahmen zu erhalten. Julia Naumann