Das Portrait
: Menschenrechtler

■ Akin Birdal

Stets ist er im gepflegten Anzug anzutreffen. Er ist wortgewandt, gebildet und kultiviert. Gestik und Aussehen könnten gut zu einem liberalen Politiker passen. Ausländische Minister, die in die türkische Hauptstadt Ankara reisen, pflegen Termine mit ihm auszumachen. Diplomaten gehen bei ihm ein und aus. Doch Akin Birdal ist kein Politiker. Seit zehn Jahren kämpft der 48jährige unermüdlich in den Reihen des türkischen Menschenrechtsvereins. Zuerst acht Jahre als Generalsekretär und in den letzten vier Jahren als Vorsitzender des Vereins.

Nicht ausländische Diplomaten waren es, die vor zwei Tagen an seine Haustür klopften, sondern Einheiten der „Anti-Terror-Abteilung“ der Polizei. Das Haus wurde durchsucht, Birdal festgenommen – auf Anordnung des Staatsanwalts des Staatssicherheitsgerichts Ankara, das auf die Verfolgung politischer Kritiker spezialisiert ist. Selbst aufgeschreckte Abgeordnete der regierenden islamistischen Wohlfahrtspartei, die Birdal zu Hilfe eilen wollten, konnten die Verhaftung nicht verhindern.

Grund der Festnahme ist eine Reise Birdals in ein Lager der kurdischen Guerilla PKK (Arbeiterpartei Kurdistans). Zusammen mit dem islamistischen Abgeordneten Fethullah Erbas und in Begleitung von Journalisten war Birdal in das PKK-Lager im Nordirak gereist, um die Freilassung gefangengenommener türkischer Soldaten zu erwirken. Familienangehörige der Soldaten begleiteten die Delegation. Doch die Staatsanwälte legten die aus humanitären Motiven erfolgten Verhandlungen als Kollaboration mit der PKK aus. Mit dem Versuch, die Freilassung der Gefangenen zu erreichen, habe die Delegation die PKK anerkannt. Die Staatsanwälte hätten am liebsten den Abgeordneten Erbas gleich mit festgenommen. Doch der genießt parlamentarische Immunität.

Birdal ist keine leicht zu knackende Nuß für die Behörden. Als Vorsitzender seines Vereins sind Dutzende Ermittlungen und Anklagen gegen ihn ergangen. Vor den Gerichten hat er es geschafft, aus den Anklägern Angeklagte zu machen. Er hat nicht geschwiegen zu den abgebrannten kurdischen Dörfern, zu den Todesschwadronen, die, staatlich gedeckt, kurdische Kritiker zum Schweigen bringen. Auch diesmal werden die Behörden Birdal ganz sicher nicht kleinkriegen. Ömer Erzeren