Gemütlich zwischen allen Stühlen

■ Beim Dub-Kollektiv Zion Train kommt zusammen, was niemals zusammengehörte

Man kann es Dub nennen. Aber es ist immer weit mehr als das. Denn auf ihrer dritten Platte mit dem völkerverbindenden Titel Grow Together fransen Zion Train weiter aus, als man es selbst bei ihrem inklusionistischen Ansatz für möglich halten konnte.

Nachdem das sympathische Kollektiv mit Wohnsitz in London als erste Neo-Dub-Band einen Major-Vertrag ergattern konnte, suchten sie auf Homegrown Fantasy noch eher zaghaft Anschlüsse zum House. Das dankten ihnen die Musikologen mit breiter Aufnahmebereitschaft und kauften immerhin 20 000 Einheiten, wie man bei Plattenfirmen so schön betriebswirtschaftlich zu sagen pflegt.

Doch einfach dort weiterzumachen wäre für den unterhaltungshungrigen Zusammenschluß, der sich beim Hausbesetzen kennengelernt hatte, zu naheliegend. Man langweilt sich halt nicht gerne ein Dub-Leben lang. Neben einer CD-Rom sowie einem eigenen Magazin (The Wobbler) und ihrem „Bass Odyssey“-Club hat man sich nun auch wieder auf das Veröffentlichen eines Tonträgers besonnen.

Dabei wildern Zion Train neuerdings auch bei Marvin Gayes „What's Going On“, bannen mit endlosem Vogelgezwitscher Nachbars Garten auf Tonband und hauen mit „Babylon's Burning“ sogar hochtourig in die Tribal-Kerbe. Bei letzterem ist ihnen ein musikalischer Bastard geglückt, der mit der gesampleten Stimme (The Ruts) an die historische Verbindung von Punk und Reggae anknüpft, um diese in die 90er-Jahre fortzuschreiben.

Was dabei noch von Dub übrig bleibt, sind neben der mit Echos und Delays gepolsterten Produktion Songtitel, die von Babylon, Peace und „Tubbys Garden“ erzählen, womit vermutlich das Grünzeug des sagenumwobenen Dub-Konstrukteurs King Tubby gemeint ist. Mit diesem Grad von Offenheit bewegen sich Zion Train jedoch gegenwärtig auf ziemlich einsamem Geläuf und empfangen von kaum einer der von ihnen angezapften Szenen ausreichend Kredite.

Das Schicksal, gemütlich zwischen allen Stühlen zu sitzen, durften sie bisher allenfalls mit Bobby Konders aus Brooklyn und Rockers Hifi aus Birmingham teilen. Doch das Publikum wird dies einer famosen Live-Band, die immer mehr als Dub sein wollte, wohl kaum ankreiden. Volker Marquardt Do, 5. September, 21 Uhr, Markthalle