Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

Agent 00 - Mit der Lizenz zum Totlachen USA 1996, R: Rick Friedberg, D: Leslie Nielsen, Nicolette Sheridan, Charles Durning

„Nielsen, der eine silberhaarige, amerikanische Version von Roger Moore als James Bond spielt, bringt denselben Geist einer unrührbaren, komischen Ernsthaftigkeit in die Rolle, der auch seinen völlig unfähigen Polizei-Leutnant in der „Naked Gun“ Serie auszeichnete. Nielsen verliert in einem Film vielleicht seine Hose, aber nie seine Würde. Er verkörpert eine unzerstörbare männliche Lebensart, die eine absolute Ungeschicklichkeit und Dummheit verbirgt. Selbst beim albernsten Bauchklatscher erlaubt Nielsen nur die winzigste Andeutung von Vergnügen in den Ecken seines stählernen, zielsicheren Blickes. Statt langsam komische Situationen aufzubauen, wird hier mit einem Maschinengewehr-Ansatz von Humor gearbeitet. Ohne darauf zu achten, worauf er zielt, beginnt der Film zu feuern, versprüht komische Querschläger in alle Richtungen und verläßt sich darauf, daß der eine oder andere schon genau ins Schwarze treffen wird. Einige tun dies auch, aber viel mehr gehen daneben.“ (New York Times) UFA-Palast, UT-Kinocenter

Antonias Welt Niederlande/Belgien/Großbritannien 1995, R: Marleen Gorris, D: Willeke van Ammelrooy, Els Dottermans

„Wirklich eine ungewöhnliche Familiensaga, die die holländische Regisseurin Marleen Gorris in ihrem jüngsten Film entworfen hat. Voll Witz und trotz aller Melancholie voll Optimismus steckt ihre generationsübergreifende, manchmal märchenhaft wirkende Chronik, die sich über 50 jahre erstreckt. Und wie die Jahreszeiten fliegen auch die diversen Schicksale der Figuren vorbei: Menschen kommen und gehen, Leben entsteht und vergeht. Und immer geben starke Frauen, die auch ihre Schwächen haben, den Ton an. Das alles erzählt Gorris mit einer unglaublichen Leichtigkeit, die mitten ins Herz trifft. Für ihre matriarchale Utopie erhielt sie in diesem Jahr den Oscar in der Kategorie „bester fremdsprachiger Film“. (Bremer) Cinema, Casablanca (OL)

Aschenputtel Deutschland, Frankreich, Spanien, Tschechien 1989, R: Karin Brandauer, D: Petra Vigna, Claudia Knichel, u.a.

„Bedächtig ausgespielter Film nach dem gleichnamigen Märchen der Gebrüder Grimm. Ein drangsaliertes Mädchen hat unter seiner bösen Stiefmutter und deren zwei Töchtern zu leiden, erfährt schließlich aber wunderbare Hilfe und erringt das Herz des Prinzen vom nahen Königsschloß. Mit viel Schaueffekten, ironischen Seitenhieben auf die Welt der Erwachsenen und einigen amüsanten Trickszenen in Szene gesetzt. Einige recht albern verzerrte Randfiguren sowie recht flaue Scherze mindern den Unterhaltungswert.“ (Lexikon des int. Films)Atlantis

Asphalt Deutschland 1929 R: Joe May, D: Gustav Fröhlich, Albert Steinrück, u.a.

„Als das ,erste Beispiel des deutschen Realismus' wurde diese Film von dem französischen Filmhistoriker Charles Ford bezeichnet. Er erzählt die Geschichte eines Polizisten, der in die Netze einer verführerischen Diebin gerät und seinen Nebenbuhler tötet. Ein stummfilm-Melodram, das durch überzeugende Darstellung und hervorragende Kameraarbeit seinen Kolportagecharakter verliert (restaurierte Fassung).“ (Lexikon des Int. Films)ino46

B

Ben Hur USA 1924/26, R: Fred Niblo, D: Ramon Novarro, Francis X: Bushman, u.a.

„In die Kino- und Kulturgeschichte eingegangene Stummfilm-Version des gleichnamigen Romans, der die Lebensgeschichte Christi mit einem Konflikt zwischen einem Juden und einem römischen Hauptmann verknüpft. Als Vorfilm löäuftz die erste Version aus dem Jahre 1906.“ (Lexikon des int. Films)Kino46

The big sleepUSA 1946, R: Howard Hawks, D: Humphrey Bogart, Lauren Bacall, u.a.

Privatdetektiv Philip Marlowe wird von einem Exgeneral beauftragt, einem Erpresser das Handwerk zu legen. Bei seinen Nachforschungen merkt er, daß sein Auftraggeber und dessen Töchter selbst in schmutzige Geschäfte verwickelt und an rätselhaften Morden beteiligt sind; der Fall wird zu einem düsteren Labyrinth, aus dem der Detektiv nur mit knapper Not entkommen kann. Howard Hawks' Verfilmung des Kriminalromans von Raymond Chandler gehört zu den beispielhaften Werken der „Schwarzen Serie“ Hollywoods und spiegelt – indem sie ein Klima der allgegenwärtigen Bedrohung, Amoralität und Korruption evoziert – die gesellschaftlichen Umbrüche im Amerika der vierziger Jahre. (Int. Filmlexikon)Kino 46 Der Blusenkönig Deutschland 1917, R: Ernst Lubitsch, D: Ernst Lubitsch, u.a.

„Eine Variante des Pinkus-Stoffes im Konfektionsmilieu.“ (Kommunalkino)

Kino 46

E

Echte Kerle Deutschland 1995, R: Rolf Silber, D: Christoph M. Ort, Tim Bergmann

„Ein junger Macho wird von seiner Lebensgefährtin auf die Straße gesetzt, findet Unterschlupf bei einem sympathischen Schwulen und läutert sich zum besserer (sprich: softeren) Mann. Diese - zugegeben gar nicht schlechte - Story hat sich Filmemeacher Rolf Silber schon vor etlichen Jahren ausgedacht. In der Zwischenzeit aber haben sich reihenweise aufgeplusterte Machos im Bett der neuen deutschen Witzischkeit flachgelegt, in „Allein unter Frauen“, „Nur über meine Leiche“, „Japaner sind die besseren Liebhaber“ - und vor allem in dem Schwulitätenhit „Der bewegte Mann“. Darum sieht Silbers im spießigen Mief der Frankfurter Polizei angesiedelter Film, der durchaus mit lichten Augenblicken aufwartet, am Ende unweigerlich aus wie ein Sammelsurium der bewährten Heiterkeitszutaten: alles ziemlich homogen.“ (Der Spiegel)UFA-Stern, Solitaire (Westerstede)

Eine Couch in New York Frankreich, Deutschland, Belgien 1996, R: Chantal Akerman, D: Juliette Binoche, William Hurt, u.a.

„Hat alles, was eine romantische Komödie benötigt: Einen Mann und eine Frau, die zueinander nicht passen, zwei Stars in den Hauptrollen (William Hurt als New Yorker Psychoanalytiker und Juliette Binoche als Pariser Tänzerin), dazu einen Wohnungstausch, einen neurotischen Hund und weitere Komplikationen, die das ungleiche Paar zunächst in kuriose Situationen und schließlich einander in die Arme treibt. Leider ist die Regisseurin zwar eine Meisterin des Stillebens, aber keine Geschichtenerzählerin. Akermans Vorliebe fürs Arrangement verhindert das für eine Komödie unabdingbare Tempo, weshalb Komik und Romantik bloße Behauptung bleiben“ (tip)Gondel

Ein Schweinchen namens Babe USA 1995, R: Chris Noonan, D: James Cromwell, Magda Szubanski

„Das muß man erst mal auf die Beine stellen: Sprechende Tiere in einem Spielfilm, und das als Unterhaltungsstück für alle von 8 bis 80. Chris Noonan setzte diese unverfrorene Viecherei beschwingt und schweinisch gut in Szene.“ (Bremer) UT-Kinocenter

Eraser USA 1996, R: Charles Russell, D: Arnold Schwarzenegger, James Caan, Vanessa Williams

„Man merkt den Schwarzenegger-Filmen mehr und mehr die Mühe an, die es macht, die Blockbuster-Formeln seiner Filme beizubehalten und zugleich den einen oder anderen neuen Dreh zu entwickeln, ohne in den Fehler von „The Last Action Hero“ zu verfallen, mit einem Übermaß an sophistication die popcorn crowd zu vertreiben. „Eraser“ hat alles, war ein mittelprächtiger Schwarzenegger-Actionfilm braucht: eine Story, die man in fünf Sätzen erzählen kann, jedem Menge Stunts, Explosionen, Autokarambolagen, Arnie, in jeder Hand eine Superknarre, Arnie mit entblößtem Oberkörper, Arnie, der sich ein gemeines spitzes Ding aus dem blutenden Fleisch zieht, eine schöne Frau, die es zu beschützen und einen Verräter, den es zu entlarven gilt, Kraxeleien und Schlägereien in Flugzeugen und über allerlei Abgründen, Feuerwaffen bis zum Abwinken (nein, ehrlich gesagt: über alles Abwinken hinaus), eingetretene Türen und schnelle Schnittfolgen und schließlich ein Showdown mit Bergen von Leichen und dekorativen Trümmerhaufen.“ (Georg Seeßlen) UFA-Stern, UT-Kinocenter, Wall- und Ziegelhof-Kino (OL)

F

Faszination Natur - die schönsten Landschaften der Erde Deutschland 1995, R: Gobol Lobmayr

Ein später Nachfolger von Hans Dominiks „Traumstraße der Welt“ ist dieser abendfüllende Reisefilm mit Aufnahmen aus aller Herren Länder. Ausgerechnet in der Haupturlaubszeit kommt die Dokumentation, die die Macher selbst in Handarbeit vertreiben, in ein Bremer Kino - vielleicht als Trostpflaster für alle Daheimgebliebenen gedacht. Ohne Kommentar und mit orchestraler Filmmusik von Hofmann de Boer ist der Film im besten Fall ein Bilderrausch und im schlimmsten ein gigantisch aufgeblasener Urlaubsfilm. UFA-Palast

Forgotten Clowns

„Ein buntes Kurzfilmprogramm mit ersten Auftritten solcher Größen wie Charlie Chase, Max Davidson, Stan Laurel, Oliver Hardy, u.a. Musikbegleitung: Johannes Grundhoff“. (Kommunalkino)Kino 46

From Dusk Till Dawn USA 1996, R: Robert Rodriguez, D: Quentin Tarantino, Georg Clooney, Harvey Keitel

Für seinen Soulbrother Rodriguez holte Tarantino sein allererstes Skript aus der Schublade, überarbeitete es und spielt zu allem Überfluß auch noch eine der Hauptrollen. So daß man unmöglich sagen kann, wer von den beiden bei diesem Film für welchen Blutfleck verantwortlich ist. Die letzten 40 Minuten wird nur noch herumgeballert, gebissen und geschrien. Auch wenn Rodriguez noch so rasant inszeniert und schneidet, verliert man schnell den Überblick und das Interesse daran, wer schon untot ist oder noch ungebissen auf alle anderen eindrischt. Und so hofft man auf ein möglichst baldiges Morgengrauen. Nicht etwa weil dann alle Bösen in den ersten Sonnenstrahlen zerschmelzen, sondern weil der Titel verspricht, daß der Film mit ihm endet. (hip) Modernes, Ufa-Stern

G

Geliebte Aphrodite USA 1995, R: Woody Allen, D: Woody Allen, Mira Sorvino

Der Tragödienchor in dem sizilianischen Amphitheater ist außer sich: im klassischen Stil mit rhythmischer Versform und rituellen Gebärden muß er die eher komischen als tragischen Abenteuer des New Yorker Stadtneurotikers besingen und kommentieren. Diese parodistischen Anleihen bei den antiken Urvätern der dramaturgischen Kunst ist der witzigste Dreh in Woody Allens neuer Komödie. Es gibt auch wieder die üblichen Parallelen zu Allens Privatleben: diesmal spielt ein Adoptivkind eine große Rolle, das er und seine Ehefrau großziehen. Allen beginnt nach der leiblichen Mutter des kleinen Jungen zu suchen und stößt dabei ausgerechnet auf eine Prostituierte mit viel Herz und wenig Verstand. Die Szenen zwischen der vollbusigen Linda (Mira Sorvino) und dem schmächtigen Allen gehören zu den besten, die Allen in den letzten Jahren inszeniert hat. Die beiden reden und agieren so extrem aneinander vorbei, daß sich aus jedem Satz und jeder Geste ein neues, komisches Mißverständnis entwickelt. (hip) UT-Kino, Casablanca (OL), Filmstudio, Apollo (WHV) und Schauburg in der wegen der schauderhaften Synchronstimme von Mira Sorvino unbedingt zu empfehlenden Originalfassung mit Untertiteln

Der gestiefelte Kater Deutschland 1955, R: Herbert Fredersdorf, D: Margit Sonke, Harry Wüstenhagen, u.a.

„Kindertümlich inszenierter und gut gespielter Film nach dem gleichnamigen Märchen der Brüder Grimm: Hinz, der gestiefelte Kater, verhilft dem armen Sohn des Müllers mit List und Einfallsreichtum zum Grafentitel und zur Hochzeit mit der Königstochter.“ (Lexikon des int. Films) Ufa-Palast

Der Goofy Film USA 1996, R: Kevin Lima

„Er war immer der netteste Kerl in der Disney Familie, deshalb heißt er auch Goofy, was auf deutsch soviel wie „dämlich“ bedeutet. 64 Jahre nach seiner Erfindung ist der liebe Trottel nun Held eines Zeichentrickfilms. Goofy, ein alleinerziehender Vater, ist in Sorge um seinen pubertierenden Sohn Max: Der Schulleiter hält den Teenager für ein gefährliches Gangmitglied. Das Stimmt zwar nicht, aber der erschrockene Vater beschließt, mit Max nach Idaho zum Angeln zu gehen. Vater und Sohn erleben allerhand Abenteuer in diesem Roadmovie, doch die sind alle, wie sollte es anders sein, reichlich goofy. Natürlich ist der Film trotzdem pädagogisch wertvoll, besonders für alleinerziehende Männer, die am klassischen Vater-Sohn-Konflikt arbeiten wollen.“ (Der Spiegel) City, Wall-Kino & Ziegelhof-Kino

K

Die kleinen Strolche sind zurück USA 1922-27, R: Robert F. McGowan, D: Mickey Daniles, Jackie Condon, Farina Hoskins

Ein wilder Haufen Kinder, der jedliche Ordnung der Erwachsenenwelt in Sekundenschnelle in Chaos verwandelt. Dieses einfache und ewig gültige Rezept für Slapstickfilme hat Produzent Hal Roach schon in der Stummfilmzeit entwickelt. Seine Serie von Kurzfilmen mit den kleinen Strolchen wurde damals ein so großer Erfolg, daß er bis 1942 ganze 221 Folgen produzierte. In Deutschland liefen die „kleinen Strolche“ in den 60er Jahren im Fernsehen, und Farina, Mary, Mike und Joe waren unter Kindern mindestens ebenso beliebt wie später Ernie, Bert und Kermit. Im Hollywood von heute ist Kevin einer ihrer späten Enkel. In diesem Programm sind einige ihrer wildesten Kurzfilme zu sehen. (hip) Gondel

Kondom des Grauens Deutschland 1996, R: Martin Walz, D: Udo Samel, Peter Lohmeyer, Iris Berben

„Auf Realismus verzichtet der Film gescheiterweise. Warum soll eine Comic-Verfilmung aussehen wie das wahre Leben. So tummelt sich ungestraft eine Truppe hinreißend chargierender deutscher Schauspieler in einer Handlung mitten in Manhattan, die eigentlich nach einer amerikanischen Besetzung verlangt. Und was als Krimi beginnt, verwandelt sich unversehens in einen Gruselfilm, und so steigert sich das „Kondom des Grauens“ in ein Trash-Finale hinein, in dem es vor schleimigen, glitschigen Latexkreaturen und anderen Widerwertigkeiten nur so wimmelt. Bloß einen nahezu unentschuldbar schamhaften Kompromiß geht der Film (anders als der Comic) ein: In den zwei Stunden bekommen die Zuschauer keinen einzigen echten Penis zu sehen. (Der Spiegel) Ufa-Palast, Atelier, City, Wall- und Ziegelhofkinos (OL)

L

Lisa und die Säbelzahntiger Österreich 1995, R: Bernd Neuburger, D: Bianca Herzog, u.a.

„Lisa ist acht Jahre alt und in einem Kinderheim glücklich aufgewachsen. Als ein Ehepaar sie adoptiert, scheint ihr Familienglück vollkommen. Aber bald merkt sie, diese Familie ist nicht wie die aus den Büchern, denn das Paar liebt sich nicht mehr und ist nur wegen der Adoption noch zusammen. Da packt Lisa ihre Sachen und läuft weg: zu den Säbelzahntigern.“ (Kommunalkino) Kino 46

Lügen haben lange Beine USA 1995, R: Michael Lehman, D: Jeanne Garofolo, Uma Thurman

„Dies ist Cyrano de Bergerac mit vertauschten Geschlechterrollen und liefert den Beweis, daß die alten Geschichten frisch aufpoliert immer wieder funktionieren können. Die romantische Komödie mit „Wohlfühl-Effekt“ für diese Saison, wie „Sleepless in Seattle“ im vorletzten und „Während du schliefst...“ im letzten Jahr. Aus dem ersten Vorläufer wurde die Idee geklaut, daß sich jemand in die Stimme eines anderen verliebt. Und so wie Sandra Bullock durch den zweiten endgültig zum Star wurde, wird es auch diesmal mit Jeanne Garofolo geschehen. Uma Thurman spielt hier in erster Linie die dumme Blondine, aber dabei ist sie durchaus witzig und nicht so peinlich wie in einigen ihrer letzten Filme.“ (Christopher Tookey) Europa, Wall- und Ziegelhofkino (OL)

Lügen und Geheimnisse GB/F 1995, R: Mike Leigh, D: Timothy Spall, Brenda Blethyn, u.a.

„Hortense, eine Farbige, lebt in London. 27 Jahre alt, Optikerin, Single. Nach dem Tod ihrer Adoptivmutter beschließt sie, sich auf die Suche nach ihrer leiblichen Mutter zu begeben. Zuerst hält sie es für einen Irrtum, daß ihre Mutter Cynthia (Brenda Blethyn; Preis als beste Darstellerin in Cannes) eine Weiße sein soll, die in einem der armseligeren Viertel Londons haust. Der Film wendet seine Aufmerksamkeit nun vor allem Cynthia und ihrem Bruder Maurice zu. Maurice ist als Fotograf mit seinem Atelier ganz gut im Geschäft, aber in seiner Ehe scheint alles völlig festgefahren und vereist. Wie Mike Leigh Charaktere und Milieus zeichnet, das hat zuerst duie ätzende Schärfe von Karikaturen. Er verschmilzt die mikroskopische Genauigkeit seiner milieutypischen Zeichnung mit einer fast barocken Lust zur Theatralik. „Lügen und Geheimnisse“ rettet, durch alle Komik und Lächerlichkeit hindurch, das Ansehen all seiner Helden und Heldinnen, indem er nur eines bloßstellt: die scharfrichterliche Pose.“ (epd film)Cinema

M

Metusalem – der Fluch des Piraten Canada 1993, R: Roger Cantin

„Olivier begegnet an seinem elften Geburtstag dem Geist eines Piraten, der vor 250 Jahren ermordet wurde, gerade als er in einer wichtigen Mission unterwegs war. Alle 50 Jahre wird er lebendig, um einen zu finden, der Geburtstag hat und ihm helfen will.“ (Bremer) Schauburg

Der Mann, der die Sterne macht Italien 1995, R: Giuseppe Tornatore, D: Sergio Castellitto, Tiziana Lodato, u.a.

Selbst im kargen, armen Sizilien der frühen fünfziger Jahre wußte jeder vom paradiesischen Leben der Filmstars. Und ein gewitzter Betrüger brauchte sich nur als Talentsucher der Universalia Studios in Rom auszugeben, um den Leuten für angebliche Probeaufnehmen mit seiner klapprigen Kamera das Geld aus den Taschen zu ziehen. Diese Geschichte erzählt Tornatore mit seinem neuen Film, in dem er mit einer fast schon mathematischen Konsequenz den Gegenentwurf zu seinem internationalen Kinohit „Cinema Paradiso“ liefert. Dort war etwa sein Protagonist ein warmherziger Filmvorführer, hier ist es ein misanthropischer Kameramann. Die vielen Sizilianer erzählen bei den „Probeaufnahmen“ direkt in die Kamera von ihrer Arbeit, ihren Träumen, ihrem Elend und ihrer Heimat. Für Kinder, Frauen, Bauern, Fischer, Polizisten und Banditen wird das Zelt mit der Kamera auf dem Dorfplatz zum Beichtstuhl, und Tornatore präsentiert ein buntes Kaleidoskop mit sizilianischen Charakteren und Schicksalen. (hip) Atlantis

Mission: Impossible USA 1996, R: Brian De Palma, D: Tom Cruise, Jon Voight, Emmanuelle Beart

„Vom Cruise Faktor einmal abgesehen, ist „Mission Impossible“ ein Feuerwerk an Vergnügungen. Wenn „Raising Cain“ De Palmas „Psycho“ war und „Obsession“ sein „Vertigo“, dann ist dies sein „Der unsichtbare Dritte“ : eine verwegene Sammlung von Abenteuern an spektakulären Spielorten, durch Absurditäten übermütig unterminiert. Cruise hat in der Rolle des jungen Ethan Hunt scheinbar unerschöpfliche athletische Energie, ein außergewöhnliches Talent für Verkleidungen; und er wird erwachsen, indem er jedem misstraut. Diese Qualitäten kommen noch direkt von der Fernsehserie „Cobra übernehmen Sie“ auf der der Film basiert, und dort gaben sie Walter Landau eine Aura von Geheimniss und sogar Schmerz. Heute machen sie Ethan zu einem blassen und ungeformten Flüchtenden in der Ära von „Speed“. Sein Daseinszweck ist es lediglich, das Sperrfeuer an Special Effects zu überstehen. Der wirkliche Star des Films glänzt dagegen unbestritten: es ist Lalo Schifrins hämmernde Titelmusik, die immernoch das Unmögliche verspricht.“ (Sight and Sound) UT-Kinocenter, UFA-Palast, Solitaire (Westerstede) und Wall-Kino & Ziegelhof-Kino (OL)

Moonlight & Valentino USA 1995, R: David Anspaugh, D: Elisabeth Perkins, Whoopi Goldberg, Kathleen Turner, Jon Bon Jovi

In diesem Sommer setzen die Filmverleiher alle Hoffnungen auf sogenannte Frauenfilme, und so könnte diese melancholische Komödie über die Trauerarbeit einer plötzlich zur Witwe gewordenen Lyrik-Dozentin einer der Kassenschlager der Saison werden. Mit Kathleen Turner, Whoopi Goldberg und Jon Bon Jovi (der in seiner ersten Filmrolle nicht viel mehr leisten muß als nett und verführerisch aus der Jeanswäsche zu kucken) ist der Film hochkarätig besetzt, aber die große Überraschung des Films ist Elisabeth Perkins in der Hauptrolle. Eindrucksvoll spielt sie hier die verletzliche, kluge und trotz allem humorvolle Rebecca. (hip) City

N

Nicht schuldig USA 1996, R: Brian Gibson, D: Demi Moore, Alec Baldwin

„Schon bald mißtraut dieser Thriller der Wahl seiner Waffen. Statt auf den Kick im Kopf setzt er auf Bomben und Revolver; das Psychoduell zwische Jäger und Gejagter weitet sich aus zur blutig-biederen Schlacht. Wer gewinnt, ist absehbar. Wer verliert? Der Film selbst.“ (Der Spiegel) Ufa-Stern

Nur über meine Leiche Deutschland 1995, R: Rainer Matsutani, D: Katja Riemann, Udo Kier, u.a.

„Regisseur Matsutani zieht sämtliche Register in seiner Fantasy-Komödie. Dazu kommen ein rabenschwarzer Grundton, gehässige Dialoge, pointensicheres Timing und eine hervorragende Schauspielerriege. Eine erfrischend andere Komödie im deutschen Beziehungskomödien-Einerlei.“ (tip) Gondel

P

Pepolino und der Schatz der Meerjungfrau Deutschland/Kanada/Ungarn 1996, R: Janos Uzak

„Im Mittelpunkt dieses im Mittelalter angesiedelten Cartoon-Märchens steht der junge Troubadour Pepolino, der gegen den Willen der grantigen Großmutter ein Leben voller Kunst und Romantik anstrebt, statt die Familientradition des rauhbeinigen Piratenlebens fortzusetzten. Selbstverständlich treiben die Hexe Hildegard und ihre bösen Spießgesellen den Sänger doch ins Seeabenteuer, doch die Liebe zur Meerjungfrau Mora rettet ihn. Eine Spur zu didaktisch inszeniert, lassen die komplexen Inhalte und diversen Gruseleffekte eine Empfehlung erst ab acht Jahren angeraten erscheinen. (tip) UFA-Palast

Schuhpalast Pinkus Deutschland 1916, R: Ernst Lubitsch, D: Else Kenter, Ernst Lubitsch, u.a.

„Die Geschichte des sagenhaften Aufstiegs des Sally Pinkus vom Lehrling zum Gewschäftsinhaber.“ (Kommunalkino)Kino 46

R

The Rock USA 1996, R: Michael Bay, D: Sean Connery, Nicolas Cage, u.a.

„Wer die Klischees mit soviel Frechheit und Witz präsentiert, verdient den Erfolg. Die Autojagd ist wie in „Bullit“ - nur besser, die Achterbahnfahrt im unterirdischen Labyrinth ist wie bei „Indiana Jones“ - nur besser, und alle ziehen ihre Waffen zur gleichen Zeit wie bei „Reservoir Dogs“ - nur besser. Und dann ist da Sean Connery in einer seiner besten Vorstellungen. Wenn er auf der Leinwand erscheint, gibt er allem einen zusätzliche Kick mit seiner Autorität, seiner Selbstironie und seiner Aura des Gefährlichen. „The Rock“ ist ein Boys-Movie, aber auch die Girls haben ihren Spaß, denn Connery ist auch in seinem Alter noch ganz schön sexy.“ (Christopher Tookey) UFA-Palast, Ufa-Stern, UT-Kinocenter

S

Salomé Italien 1913, R: Ugo Falena (Vorfilm), USA 1923, R: Charles Bryant, D: Alla Nazimova, u.a.

„Es ist bis heute umstritten, ob nicht Alla Nazimova und Natascha Rambova den berühmten Stoff verfilmt haben. Musikbegleitung: Bettina Weiß“ (Kommunalkino)Kino 46

SommerFrankreich 1996, R.: Eric Rohmer, D.: Melvil Poupaud, Amnda Langlet

„Gaspard wartet in einem bretonischen Küstenstädtchen auf seine Freundin Lena. Um die Zeit zu vertreiben, unternimmt er lange Sparziergänge mit der Studentin Margot, die ihn mit ihrer Bekannten Solene zu verkuppeln versucht. Als nach zwei Wochen doch noch Lena auftaucht, ist die Verwirrung perfekt. Mit heimlichen Vergnügen betrachtet man, wie sich der Held immer tiefer in diese unmögliche Situation verstrickt; und doch bleiben alle Figuren des Films so glaubwürdig und lebensecht, wie das auf der Leinwamd nur möglich ist. “ (tip) Modernes

Striptease USA 1996, R: Andrew Bergman, D: Demi Moore, Burt Reynolds

„Bergmans Versuch, Familiendrama, Thriller und Komödie mit einem Schuß Erotik zu einem unterhaltsamen Film zusammenzubacken, wirkt bemüht und zwischenzeitlich auch ziemlich langatmig. Es ist die Situationskomik am Rande, die dem Film einen gewissen Unterhaltungswert verschafft. Aber auch hier tut Bergman zuviel des Guten, und verschenkt einiges an Biß, wenn er gute Einfälle zu Running Gags verlängert und ohne Tiefgang verpuffen läßt. Ähnliches gilt auch für die erotischen Wirkungen, die der Titel verspricht: diese wollen sich, trotz des beachtlichen „tits & ass quotient“ (Variety), um so weniger einstellen, je häufiger sich Demi Moore in übertrieben aufreizender Gangart über den Laufsteg bemüht. Über ihre zukünftigen Gagen wird man nach diesem Film wohl neu nachdenken.“ (epd-film) City, Wall-Kino & Ziegelhof-Kino (OL)

T

Die Tangokönigin Deutschland 1913, R: Max Mack, D: Hanni Weise, u.a.

„Hanni, das Ladenmädchen, macht eine sagenhafte Karriere. Musikbegleitung: Gruppe „Alpachirú“.“ (Kommunalkino)Kino 46

Trainspotting Großbritannien 1995, R: Danny Boyle, D: Ewan McGregor, Ewen Bremner

„Trainspotting war einmal ein Buch, das Theaterstück wurde und dann Film. Dieser fischt bevorzugt die komödienhaften Elemente aus dem Stoff heraus und treibt sie auf die Spitze. Lustig splattert der Kot, mit dem Spud sich im Drogendelirium nächtens eingesaut hat, beim Frühstück über Gesichter und gebackene Bohnen. Schon lacht das Kino. Dann wieder kommt riesengroß DIE SPRITZE ins Bild und macht uns gruseln - so nah liegt alles beieinander! Die Szene, in der Renton zwei unfreiwillig verlorenen Opiumzäpfchen aus einer verstopften Toilette fischt, hat Regisseur Dany Boyle (“Kleine Morde unter Freunden“) als surrealistischen Slapstick inszeniert - einmal in die Kanalisation des Unbewußten und zurück. Der Kult um die Geschichte einer Vorstadtclique beweist zweierlei: Die Junkies sind unter uns und Britannien produziert wieder „Lebensgefühl“ (taz) Apollo (WHV), Schauburg, UFA-Stern, Casablanca (OL)

Twister USA 1996, R: Jan De Bont, D: Bill Paxon, Helen Hunt

„Wirbelwunder von Jan De Bont. Wenn Stürmen ein Rüssel wächst, so die Filmlogik, dann haben Wolken ein Geschlechtsleben. Anders als einst im „Zauberer von Oz“ erzählen die Tornados aber keine Wundergeschichten: sie entstammen dem Computer und sind, trotz starker Ouvertüre, nach der dritten Wetterwarnung kaum spannender als der gewohnte Sturm im Wasserglas.“ (Der Spiegel) UT-Kinocenter, Ufa-Palast, Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen), Wall- und Ziegelhofkinos (OL) Solitaire (Westerstede)

W

Wenn vier dasselbe tun Deutschland 1917, R: Ernst Lubitsch, D: Emil Jannings, Ossi Oswalda, u.a.

Ein Witwer holt seine Tochter aus dem Mädchenpensionat, die sich in einen Dichter verliebt, der bei einer kratzbürstigen Buchhändlerin sein Geld verdient.“ (Kommunalkino)Kino 46

Werner – Das muss kesseln Deutschland 1996, R: Michael Schaak, Udo Beißel

„Glücklicherweise waren die Produzenten diesmal klug genug, auf eine störende Rahmenhandlung zu verzichten. Daher präsentiert sich der neue Werner als „100 % Trickfilm“, als sinnfreier Zeichentrickspaß mit extrem hohem Kult- und Bölkstoff-Gehalt.“ (V. Bleek) Ufa-Stern, UT-Kinocenter, Wall- und Ziegelhof-Kinos (OL)

Workaholic Deutschland 1996, R: Sharon von Wietersheim, D: Christiane Paul, Tobias Moretti

„Die Frau liegt reglos in der Designer-Badewanne. Eine Leiche gleich im ersten Teil einer neuen deutschen Sommerkomödie? Leider nein. Rhoda ist zwar sturzbetrunken, ansonsten aber quicklebendig - und auf dem besten Weg, sich an ihrem Freund Max zu rächen. Doch mag sich Rhoda mit ihren wechselnden Männern an noch so opulente Schauplätze begeben, mag sie sich noch so sehr mit Zeitgeistkrimskrams in den Farben der Saison umgeben: Logisch ist die ganze Sache nicht. Die als TV-Drehbuchautorin erfahrene Regisseurin Sharon von Wietersheim hat in ihrem Debütfilm allzu schnell den Faden verloren und vergessen, wen oder was genau sie eigentlich karikieren will.“ (Der Spiegel) UT-Kinocenter