Folgt DGB-Kundgebung ein heißer Herbst?

■ Deutscher Gewerkschaftsbund erwartet 60.000 Teilnehmer am Samstag

Mit der Großkundgebung vor dem Brandenburger Tor will der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Druck gegen das Bonner Sparpaket machen. Der stellvertretende DGB-Landeschef, Bernd Rissmann, kündigte auf einer gestrigen Pressekonferenz eine „härtere Gangart gegenüber der Regierungspolitik“ an. Das geplante Bonner Sparpaket sei eine „Armutsfalle“. Zu der Veranstaltung am Samstag vor dem Brandenburger Tor werden rund 60.000 Teilnehmer aus Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern erwartet, sagte Rissmann weiter. Protestaktionen sind am selben Tag in weiteren deutschen Städten geplant.

Rissmann kündigte an, daß die Kundgebung der Auftakt für einen „heißen Herbst“ mit Streikaktionen sein könnte. Er appellierte erneut an die ostdeutschen CDU- Abgeordneten, am 13. September gegen das Gesetz zu stimmen. Denn er sei wenig zuversichtlich, daß die „Kanzlermehrheit“ scheitert. „Die ostdeutschen CDU-Abgeordneten hätten zwar den Mund gespitzt“, so Rissmann. „Ich erwarte jedoch nicht, daß sie pfeifen werden.“

Elke Breitenbach von der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) zeigte sich gegenüber der taz „sehr erfreut“ über Rissmanns schärfere Töne. Vor wenigen Tagen hatte sie dem DGB vorgeworfen, sich „im Schmusekurs mit Regierung und Unternehmern“ zu gefallen. Nun sei sie „auf die Praxis gespannt“. Das „Bündnis von unten“, an dem auch die HBV beteiligt ist, werde auf dem Demonstrationszug vom Lustgarten zur DGB-Kundgebung auf jeden Fall „eigene Positionen deutlich machen“, betonte Breitenbach.

Die IG Metall startet mit einem Demozug um 12 Uhr vom Halleschen Tor und zieht dann zum Brandenburger Tor. Vor Beginn der DGB-Kundgebung um 14 Uhr wird es ab 11 Uhr ein Kulturprogramm geben. Mehrere Redner und Musikgruppen schließen sich an. Frank Fölsch