■ SURFBRETT
: Der kleine, aber feine Unterschied

Annette Trabold hat eine E-Mail an die taz geschickt, um auf einen Irrtum aufmerksam zu machen, dem wahrscheinlich noch immer die Mehrheit der Deutschen erliegt. „In Zweifelsfällen entscheidet der Duden“, so stand es letzte Woche an dieser Stelle in der Zeitung. Glücklicherweise entspricht dieser Satz seit dem 1. Juli 1996 nicht mehr der Wahrheit. Denn zu diesem Datum haben die zuständigen Gremien dreier überwiegend deutschsprachiger Staaten die Rechtschreibreform verabschiedet. Damit endet das Privileg der Dudenredakation. Nicht mehr sie, die nur eine Buchreihe herausgibt, darf entscheiden, wie ein deutsches Wort buchstabiert wird, sondern allein die zwischenstaatliche Kommission für die deutsche Rechtschreibung, bestehend aus sechs deutschen, drei österreichischen und drei Schweizer Fachleuten, die am Institut für deutsche Sprache in Mannheim ein ständiges Sekretariat eingerichtet hat.

Womit wir wieder bei Annette Trabold sind. Sie ist Doktorin der Sprachwissenschaft und Leiteren der Abteilung „Öffentlichkeitsarbeit und Dokumentation“ an ebendiesem außeruniversitären, aber gleichwohl wissenschaftlichen Institut zur Erforschung der deutschen Sprache, das von der Bundesregierung und vom Land Baden-Württemberg finanziert wird. Annette Trabold beschäftigt sich unter anderem mit der Frage, ob der Hund von Dr. Sommer, Leiter der Tierpädagogischen Hochschule in Cuxhaven, tatsächlich sprechen kann. Ihre Verdienste gehen jedoch weit darüber hinaus. Völlig zu Recht weist sie darauf hin, daß „ausführliche Informationen zu allen Fragen der Rechtschreibreform seit langem unter http:// www.ids-mannheim.de/pub/rechtschreibung.html“ zu finden seien – „und zwar ohne FRAMES, frames oder Rahmen!“

Das eben ist der kleine, aber feine Unterschied zwischen Kommerz und Berufung. Was der Online-Werbung des neuen Duden so auffällig fehlt, ist hier schmucklos, dafür vollständig zu finden. Das amtliche Regelwerk kann komplett samt Wörterbuch auf den Rechner geladen werden, sogar mehrere Dateiformate stehen zur Auswahl. Nur ein einziger kleiner Irrtum ist dem sonst wunderbar klar und einfach programmierenden Webmaster unterlaufen: Die komprimierte Word-Datei ist nicht 98, sondern 274 Kilobyte groß. Aber soviel verbrauchen andere Leute allein für die Ansichtskarte ihres Firmensitzes. Hier jedoch lohnt sich die Ladezeit. Was sich durch das Modem quält, ist genau das, was man in Zweifelsfällen der Rechtschreibung braucht. niklaus@taz.de